Bayerischer Kronenorden

Erlebnisse aus Einritten in bayerische Gemarkungen
und die wundersame Wandlung des Rittes Hägar
beim Ritt zum Erwerb des Bayerischen Kronenordens

Als Ursippe, noch halbwegs frisch,
Saß einsam ich beim Fest am Tisch
Und musste staunend schauen:
Ein Ritter, alt, gebeugt, bequem,
Mit Bauch und Glatze. Und trotzdem
Umschwärmten ihn die Frauen.
Da fragt ich mich, enttäuscht und matt:
Was ist's, was er - und ich nicht - hat?

Da blickt am Kragen ich den Glanz
Und sah: hier sitzt die Wonne ganz!
Die hat ihn jung verwandelt.
Ein Orden, weiß, blau, rot und hold,
Mit Herz und Löwen und viel Gold,
Ihm stolz am Halse bandelt.
Es war der Kronenorden ja,
Den ich da sah.

Da musste ich mir eingestehn:
So glanzlos kann's nicht weiter gehn.
Der muss der meine werden!
Was für ein Orden. Ja, fürwahr,
Für den lohnt Mühe und Gefahr,
Der Edlen Schweiß auf Erden.
Steh'n da auch Hürden, für und für.
Ich hol ihn mir!

Lang ist der Weg, Weit ist das Ziel.
Denn man muss reytten, lang und viel,
Zu Burgen hin in Bayern.
Und hing mir das nicht schon zum Hals
Heraus, muss ich auch in die Pfalz.
So tat man mir beteuern.
Das nur, weil Wittelsbach mal früh'r,
Hat dort sein Hauptquartier.

Ich fing mit Asciburgia an.
Das liegt bei Gyssen nahe dran,
Da ist man auf die Schnelle.
Laut schmettern Janitscharen dort
Zum Einritt. Ach, es war ein Tort:
Adieu, ihr Trommelfelle!
Den Kronenorden wird's nicht störn.
Ich will ihn sehn, nicht hörn.

In Mayenburg, erlebte ich
Am Throne einen Wüterich.
Sein Zorn war Raps-vergleichlich.
Er steckt tatsächlich, glaubt mir dies,
Sein ganzes Reych ins Burgverließ.
Nur mich verwöhnt er reichlich.
Ich weiß inzwischen gut, warum:
Macht braucht ihr Publikum.

Er war, wenn ich auch furchtlos bin,
Der Mayenburger nur Beginn,
Von Bayerns Herrscher-Reigen.
Wie der dort hieß? Gern wüsst' ich das.
(Mit Bier und Bacsi irgend was.)
Lasst diesen Ritt, ihr Feigen!
Denn Thron und Glanz bedeutet halt
Auch Willkür und Gewalt.

Auch ich saß bald im Burgverließ.
In der Monachia traf mich dies;
Den Thron hätt' ich gekränket!
Und das passierte deshalb nur,
Weil ich dem Reych Literatur,
"Die Truchsess-Schule", schenket.
Dies Buch erklärt, bedeutungsschwer,
Wo kommt Erleuchtung her.

Denn nicht in dem, der oben thront,
Erleuchtung a priori wohnt;
Der muss sie erst erringen.
Der Truchsess aber kann allein
Das Medium hin zu Uhu sein,
Nur er kann sie ihm bringen.
Der Truchsess ist, ganz entre nous,
Der Bote von Uhu.

Monachias Truchsess, aufgeklärt,
Von Wichtigkeit deshalb beschwert,
Ging prahlend hin zumThrone.
Verkündet laut und mit Gewicht:
Den Thron gäb's ohne Truchsess nicht!
Wie man ihm das nun lohne?
Ja, Frisch-Bekehrt agiert nun Mal,
Gern übertrieben radikal.

Was Münchens Thron nicht amüsiert,
Weshalb der sich nicht lange ziert,
Ihn ins Verließ entsorgte
Zu mir sprach Pengerl: "Angestiftt'
Ist er von Euch, sein Sinn vergift'.
Mag Gunst euch nicht mehr borgen!"
Und steckte mich tatsächlich doch
Zum Ambtskollegen in das Loch.

Bei Brot und Wasser, ohne Licht,
Saß ich, wie lange weiß ich nicht,
Hab heftig leiden müssen.
Ich glaub, der Grund ist ganz banal:
Der Ritter Pengerl mag nun mal
Ganz einfach keine Gyssen.
Den Kronenorden stört's nicht sehr,
Er glänzt auf Opfern um so mehr.

Bei Ratisbona Niederbayr'n
Und Franken freitags Sippung feir'n,
Mit Oberpfälzer Sassen.
Die müssen, dass ihr karges Brot
Den Schollen abgepresst mit Not,
Beim Schaffen 's Reden lassen.
Ja, sie verlernen's mit den Jahr'n,
Hab' ich erfahr'n.

So auch Schwalangelo. Just der,
Cermonienmeister war. Und schwer
Hat er am Ambt getragen
Der Einritt war ihm Pflicht und Tort
Zugleich. Er rang sich, Wort für Wort,
Ab an den Sippungstagen.
Da las er, würdevoll und knapp,
Der Freunde Namen langsam ab.

Und brauchte Stunden, allemal,
Bis er, Vokal folgt auf Vokal,
Sie alle vorgestellet.
Und, Konsonant um Konsonant,
Hat er den letzten erst genannt,
Als schon der Morgen hellet.
Mir hat das wenig ausgemacht
Der Orden bracht oft schlaflos Nacht.

Am Eysenhammer probte man,
Was eine Burg so fassen kann,
Hat sie auch zwei Etagen.
Die Obersteiger drängten sich,
Die Räume aber engten sich.
Bald saß man in drei Lagen;
Es litt und schwitzt' der Rittersmann.
Und neue Gäste kamen an.

's war eine ganze Ritterschar,
Vom Norden her sie kommen war,
Auf struppig-braunen Zossen.
Und fast mit ganzer Kompanie
Vermehr'n die armen Steiger sie.
Die völlig jetzt zerflossen.
Die Hitze! 's schreckt selbst Hölle nicht
Mich, der auf Gold erpicht.

So ritt ich weit in mancher Nacht.
Hab' dabei sehr viel mitgemacht
Und kann jetzt viel erzählen.
Wie's jüngst auf dem Concil beliebt
Sei kurz Statistk noch geübt:
(Für Uhus Krämer-Seelen).
In dreiundvierzig Reyche mit
Nahm mich der Kronenorden-Ritt.

Das Willekummgewicht zusamm,
War hundertdreiundvierzig Gramm.
Ich hab zu viel gesoffen.
Auf fünfzehn Ritten, bei viel Schnee,
Tat Eis und Glätte mir sehr weh.
Und ich gestehe offen:
Bei dreiundvierig Styxen war
Die Atzung wunderbar.

Dem Ross hab ich, damit es wetzt,
Die Sporen immer fest gesetzt.
Ich will damit nicht prahlen.
Es bracht, trank's auch, wie ich, recht viel,
Mich dreiundvierzig Mal ans Ziel.
Soweit zu meinen Zahlen.
Die Kosten lass ich weg indes,
Sonst macht die Burgfrau Stress.

Wie war sie früher schön, die Zeit,
Als ich, voll Kraft und Seligkeit,
Der Jugend Lied konnt' singen.
Mit Orden nicht, mit Körperkraft,
Ohn Titulglanz, mit eigenem Saft,
Wollt' ich die Welt bezwingen.
Was sollten Orden mir und Gold?
Oh, Jugend hold!

Doch jetzt, da alt und müde ich,
Gibt's doch noch etwas, was mich frisch
Erhält. Mich Nur-noch-Verseschreiber.
Bin Ritter, alt, gebeugt, bequem,
Hab Bauch und Glatze. Und trotzdem
Umschwirr'n mich jetzt die Weiber.
Es gibt das Kronenorden-Glück
Die Jugend mir zurück.

Der Orden, weiß, blau, rot und hold,
Mit Herz und Löwen und viel Gold,
An meinen Hals nun bandelt.
Hab ich am Kragen diesen Glanz
(Ich nenne es: die Wonne ganz!)
Bin ich total verwandelt.
Bin wieder, jeder mag es sehn,
Wie früher, jung und schön.

 

gekürzte Vortragsfassung
bei der Festsippung der Bayerischen Kronenritter
in der Monachia am 24. im Lenzmond a.U. 151