Zur blechernen Tagesfrage

Von Rt Purzel in der Lipsia vorgetragen am 15.4.1584
und von Rt Kiwi  von der Orbaha Chattensis am 16.3.159
beim Gleybergfest des Reyches Zu den Gyssen

Zur Blechernen Tagesfrage

Schlaraffen hört! Es taucht wohl manche Frage
In Uhu's geisterfülltem Reych empor
und wir verleihen gern und sonder Klage
jedweder Stimme ein geneigtes Ohr.

So lasst auch mich heut' Eure Blicke lenken
auf einen Punkt, der Kinderscherzen gleicht,
der unserm Streben, unserm Thun und Denken
zum Spott, doch nimmermehr zum Ruhm gereicht.

Was will Schlaraffia?  Sie will erleuchten,
wo Nebel noch die Köpfe rings umnachten.
Sie will Humor, den aus der Welt verscheuchten,
in Herzen senken, die ohn' ihn verschmachten.

Sie will aus Urstoff Ideale meißeln,
die dem profanen Leben uns entzieh'n
sie will – o hohes Ziel! – den Unsinn geißeln,
vor dessen Alpdruck wir mit Abscheu steh'n;

sie will den Geist, den sorg- und lustbefreiten,
auf ihren heil'gen Altar niedersetzen
auf das sich noch in allerfernsten Zeyten
die Auserwählten Uhu's d'ran ergötzen.

Ein schönes Ziel! Und wenn wir noch erwägen
wie Kunstbegeisterung, Freundschaft und Humor
uns sicher leiten diesem Ziel entgegen
geschirmt von aller Genien lichtem Chor -

dann sollten wir mit heißem Dank empfinden
den hohen Werth, der in der Sache liegt.
Die kleinlichen Gelüste sollten schwinden,
von Gott Humor bekämpfet und besiegt.

Doch was geschieht statt dessen nun im Reiche?
Nach Flitter gieren uns're Sinne frech,
mit Ordenssternen pflastern wir die Bäuche
und unser höchster Ehrgeiz ist – das Blech!

Ist's menschenmöglich, dass so tapf're Recken
die sonst passabel sind bestellt im Schädel,
nach solchem Trödel sich die Lippen lecken,
sich damit spreizen wie ein töricht' Mädel? –

Und doch geschieht's! – Ihr meint vielleicht zum Spaße?“
„Aus Ironie?“ „ aus übermüth'gem Hohn?“
Den Teufel auch! Mit Eifer und Extase
begehrt man ihn als wohlverdienten Lohn!

Man ist verletzt, das Unrecht schreit zum Himmel,
ein Attentat ist's auf die Ritterehr',
kriegt von dem blanken glänzenden Klimmbimmel
der Nachbar Kunz ein kleines Stückchen mehr.

Sagt selbst: entspricht der Unsinn uns'rem Ziele
zu spotten aller Schwächen dieser Welt?!
O, nein, wir haben uns mit solchem Spiele
auf eine Stufe mit dem Narr'n gestellt.

Und tiefer noch, denn dieser trägt den Plunder
als Persiflage und als Narrethey,
derweil wir glauben, dass der Welten Wunder
damit auf uns herabgeregnet sei.

D'rum weg damit! Schlaraffen, Euer Trachten
such' in erfüllter Pflicht den schönsten Lohn.
Wenn wir uns nützlich  uns'rem Reiche machten,
so schmunzelt Uhu ob dem braven Sohn.

Was jeder taugt, das zeigen seine Werke
und im Bewußtsein liegt ein höh'rer Werth.
Ja, dies verleiht uns eine größ're Stärke,
als Blech, woran nur Kindersehnsucht zehrt.

Ich bin zu End', und schließe mit dem Worte
des Dichters, der die Menschenbrust verstand –
sie sind auch hier am rechten Orte, –
hört sie und prägt in's Herz sie unverwandt:

Ein sonders Lob ist dies, dass Einer Lobens w e r t h ,
auf diese Lob nicht sieht, und lobens nicht begehrt.