gegen Aloys (247)

Ich bin mit den Jahren alt und müde geworden und mein Drang, zu duellieren und dabei den Gegner möglichst zu schreddern, ist milder Altersweisheit gewichen. Aber dieser Streit war alternativlos. Dass Rt Aloys eine namhafte Autorin und Dichterin beleidigt, darf nicht ungesühnt bleiben. Ich will diese Auseinandersetzung deshalb literarisch führen und so meinen ritterlichen Gegner Aloys überzeugen – und nicht, ihm die Wahrheit in seiner (füher hätte ich gesagt „tumben“, aber das lasse ich jetzt) Bauernschädel hinein zu schlagen

Als, hört!

Lessing schrieb
Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? Nein!
Wir wollen weniger gehoben
Und häufiger gelesen sein.

Hedwig Courths-Mahler, um der Streit eskalierte, ist keine Klopstock und kein Goethe, keine Frage. Aber sie hat ihr Publikum und wird, im Gegensatz zu den beiden Geistesheroen, gelesen, so von Bgfr Hänschen klein oder unserer Styxin. Sie hat ihre treue Lesergemeinde und es ist nicht recht, sich darüber lustig zu machen und sie, die in ihren Büchern ihr Bestes gab, zu schmähen.

Ich saß an einem Abend an meinem Kamin, dachte über die Übel der Welt im Allgemeinen und über Alois und seinen Drang zu Streit im Besonderen nach. Im Chateau Lafitte in meinem Glas brach sich der Schein des Feuers rubinrot. Der Gedichtband auf meinem Knie erbaute meine Seele. Da fiel mein Blick plötzlich auf ein Gedicht von Christian Morgenstern, das ich immer geliebt hatte: Das Taschentuch.

Palmström steht an einem Teiche
und entfaltet groß ein rotes Taschentuch:
Auf dem Tuch ist eine Eiche
dargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch.

Palmström wagt nicht sich hineinzuschneuzen –
er gehört zu jenen Käuzen,
die oft unvermittelt-nackt
Ehrfurcht vor dem Schönen packt.

Zärtlich faltet er zusammen,
was er eben erst entbreitet.
Und kein Fühlender wird ihn verdammen,
weil er ungeschneuzt entschreitet.

Was hätte Palmström, so dachte ich, über Alois geschrieben, so er ihn gekannt?
Vermutlich in etwas das:

Alois steht an einem Teiche
und entfaltet groß ein rotes Taschentuch:
Auf dem Tuch ist eine Eiche
dargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch.

Es erfreut ihn, sich hineinzuschnäuzen –
Grad auf Buch und Eiche, voller List.
Er gehört zu jenen Käuzen
Denen nichts und niemand heilig ist.

Vollgerotzt knüllt er das Tuch zusammen
Wirft es weg in irgendeine Richtung.
Ach, wie ist ein solcher zu verdammen
Der nicht achtet weder Werk noch Dichtung.


Nein, ich verdamme ihn nicht. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass er den richtigen Weg wieder findet.

Deshalb habe ich für ihn ein Lied geschrieben, das ich ihm heute widme und übereigne, das Aloys-Lied. Ich trage es zusammen mit Rt Rolando einmal vor, dann gehörte es ganz Aloys.

Rolando ist insofern nicht mein Assistent, wie Aloys vermutet, sondern eher seiner.
Schlaraffen hört: das Aloys-Lied!

Lied des Aloys
(zur Melodie aus dem „Zigeunerbaron“)

Ja, das Schreiben und das Lesen,
Ist nie mein Ding gewesen.
Und Bücheln, ganz in Sunderts,
Die les‘ ich nie! Wen wunderts?
Auch kenn ich nicht Autoren,
Nicht Dichter, Goethe las ich nie.
Ich bin schon dumm geboren
Und klüger wurd‘ ich nie!

Ja-
Es hat bei mir halt keinen Zweck,
Die Bücher sind für mich nur Dreck,
Drum schmeiß ich alle Bücher weg!

Ja, nicht mal Groschenhefte,
Ob gute oder schlechte
Hab‘ ich bei mir auf Lager
Ich lieb‘ es geistig mager.
In Schränken und in Taschen
Findt‘ man bei mir nur Flaschen.
Darin der Geist, der mir gefällt
Das ist halt meine Welt!
Wie ihr mich seht – im Uhu-Land
Weit und breit, bin ich wohl bekannt -
Aloys wird‘ ich nur genannt!

Und das Lesen und das Schreiben
Das lass ich lieber bleiben!
Nur Flaschen, ganz in Sunderts,
Die mag ich sehr! Wen wunderts?
Das Geist‘ge, gut vergoren
Verschmäht‘ ich so fürwahr noch nie.
Dafür bin ich geboren
Was andres konnt‘ ich nie!

Ja-
Es hat bei mir halt keinen Zweck
Die Bücher sind für mich nur Dreck,
Die Bücher schmeiß ich alle weg!

 Rt Aloys, das Lied ist eurer!

Lulu!