gegen Hägar

Aufbegehren gegen Hägars Über-Ich

Hägar war im Verzug mit der Ablieferung seines Ritterwappens und fand wöchentlich
neue Gründe, um die Abgabe weiter hinauszuzögern.
Als ihm andere Ausreden ausgingen, zieh er sich selbst der Pflichtvergessenheit,
bat um des Reyches Beamten mit dem Handschuh und warf ihn sich selbst vor die Füße.
Hier wird die schonungslose Abrechnung des Ritters Hägar mit sich selbst bzw. mit seinem
ehrgeizigen Über-Ich offen gelegt.

Ihr seht einen Hägar im Spiegel dort drin
Den will ich im Zweikampf jetzt packen.
Mit dem hab ich nämlich nichts im Sinn.
Als mein Über-Ich ist er mir nicht Gewinn
Denn er sitzt mir meist fordernd im Nacken.

Es besteht der Mann aus Körper und Geist.
Der Körper steht mitten im Leben
Sucht Genuss und alles, was Freude verheißt.
Die Seele aber sucht Edles zumeist
Und lebt gerne in höherem Streben.

So 'ne Seele, die auftritt als Über-Ich,
Die kann einen schwer irritieren.
Was immer man macht, das passt ihr nich,
Und immer drängt und nervt sie dich,
Um dich zu etwas Bess'rem zu führen.

Auch mein Über-Hägar macht' zweifelsfrei
Da Anstrengungen, und zwar schikanöse
Er suchte nicht Minne und Tanderadei -
Nein - er strebte wahrhaftig für mich herbei
Ruhm, Ehr' und schlaraffische Grösse.

Da ist man Truchsess, es reicht nicht hin.
Eine Wahlwürde soll man erstreben -
Und hat man die, geht schon der hohe Sinn
Zu ASR, vielleicht ist ja noch mehr drin.
In so 'nem Schlaraffenleben.

Über-Hägar sprach oft, da war er extrem:
Steh endlich auf, mach Karriere
Denn, wärst du nicht so faul und bequem
Dann hätt' ich mir dir nicht so'n Laufbahnproblem! -
Das ging mir dann doch gegen die Ehre.

Am Ritterwappen brach unser Streit auf.
Ich wollt es so machen wie alle:
Nur keine Mühe und Arbeit zu Hauff.
Ein paar Pinselkleckse, den Namen drauf -
Das reicht schon, mir hätt's so gefallen.

Doch mein Über-Ich nahm das einfach nicht hin.
Du kannst, sprach es, wirklich mehr, gelle!
Ich hab' da was richtig schönes im Sinn,
Was Erhabnes, mit Geist und mit Schönheit darin,
Das machst du jetzt gleich, auf der Stelle.

Nimm Holz und Säge, Uhu als Leim
Ans Werk, Du wirst das schon schaffen.
Was hast du schon andres zu machen daheim?
Ein schönes Wappen ist der richtige Keim
Für den Job des Oberschlaraffen.

Mach es schön und erhaben, zum richtigen Hit.
Was es kostet, das wirst du berappen.
So dass jeder, der Gyssens Burg betritt
Wird geblendet und lenkt dorthin seinen Schritt
Und sagt staunend: Oh, was für ein Wappen.

Doch ich hatte damals ganz andres im Sinn.
Ich war jung, und die Welt stand mir offen.
Es gab tausend Freuden, da zog es mich hin
Und im Sägen und Leimen sah ich keinen Gewinn
Und wollt' mir auch keinen erhoffen.

So stand ich des Freitags vor Gyssens Thron
Und am nächsten Freitag schon wieder.
Ohne Wappen immer. Es war wie ein Hohn.
Eine Ausrede hatte ich jedes Mal schon,
Die trug ich dann vor, brav und bieder.

Als das auch am nächsten Freitag passiert
Es fehlte das Wappen, das Ganze,
Weil des Über-Ichs Anspruch dazu geführt
Dass ich wieder das Wappen nicht angerührt
Da verlor ich die Contenanze.

Da warf ich den Handschuh gegen mich
Schon lag er vor meinen Füssen.
Aber treffen wollt ich mein Über-Ich
Diesen Über-Hägar, und ordentlich
Sollt' er für sein Handeln jetzt büssen.

Es erkennt der im Spiegel hinter mir
Nicht den Sinn unsres Spiels, wie so viele.
Nicht Eitelkeiten bedienen wir hier
Nicht Karriere und Ruhm sind Ziel und Plaisir
Wir spielen aus Spaß an dem Spiele.

Wir waren und sind stets Kinder Uhus
Die sich bei ihm die Sinne verklärten:
Zum Glücklichsein braucht's ja nicht mehr dazu
Als ein Abend mit Ehe und Lulu
Und munteren Spielgefährten.

Spielt dabei nur so, wie es in euch klingt
Und ertragt auch ohne Klage
Dass nicht jeder es bis zum Ebigon bringt.
Ja, man munkelt, das Ebigon-Sein gelingt
Auch diesem nicht alle Tage.

Ach, Titul und Ehren sind Flitter und Tand
Und Blech sind die Orden die Ahnen,
Von Wert nur als unsres Spieles Pfand,
Farbtupfer in unsrem Schlaraffenland.
Kunst und Humor sind uns're Fahnen.

Die Karrieren, die Ämbter, die Würden, das Geld
Das Ceremoniale, die Regeln, die vielen
Die sind nur der Rahmen, der unsere Welt
In profaner Umgebung zusammenhält
Doch der Sinn unsres Bunds ist das Spielen.

Ich strebe nach nichts als dem munteren Spiel,
Das wir von der Praga bekommen.
Die Freundschaft der Männer ist Weg und Ziel
Nicht Eitelkeiten, spielt lieber viel,
Zu des Reyches Nutzen und Frommen.

Wenn Über-Hägar das jetzt erkennt
Und legt seinen Ehrgeiz nieder.
Und mich tun lässt nach Lust und Temperament,
Und nicht mehr hinter dem Glanz her rennt -
Dann spiel' ich auch mit ihm wieder.

Nun, Mann dort im Spiegel – was sagst du dazu?  -
Er schweigt – dann ich hab getroffen!
Dann gibt dein Ehrgeiz jetzt hoffentlich Ruh',
Du begrenzt deinen Eifer auf dich selbst und Uhu
Und ich kann auf Versöhnung hoffen.

Ja, vertragen wir uns. Unser Streit ist umschifft.
Ich gewähr' dir zum Schluss eine Bitte:
Treffen wir uns, ohne Groll und Gift,
Was das Spielen und was den Ehrgeiz betrifft,
Doch irgendwo in der Mitte.