gegen Moder-Tor (317 Marpurgia chattensis)

Der Freund

1. Hieb

Man kennt das doch: da man trifft auf den Einen:
Sofort ist da ein Band der Sympathie.
Man kennt sich nicht und doch will es erscheinen
Als wär man lang bekannt, getrennt noch nie.
Im Takt die Herzen, so als ob der Meister
Sie eingestellt, dass uns der Gleichklang labe
Den Weg zum Paradiese scheinbar weist er
Als eines güt'gen Himmels Liebesgabe.

Bei Modera-Tor aber war's wohl kaum der Himmel
Der uns zusammenführt in weisem Rat.
Es gibt auch andre Mächte, das erfuhr ich,
Als er mir erstmals gegenübertrat.
Kaum sah ich damals ihn entgegen gehen
Stieg Abscheu, Widerwille in mir auf.
Sieht man ihn an, dann wird man mich verstehen:
Der tücke Blick, die die Diebeskralle und der schräge Lauf.

Er schien mir unrasiert und fern der Heimes -
Von mir aus sei die Heimat auch Kultur -
Sein Sprechen roh, der Form bar und des Reimes
Ja, eigentlich, kunnt er blöd stammeln nur.
Es reicht' jedoch, um Unsinn zu verbreiten.
Er brauchte dafür auch kein Manuskript
Zog finster durch des Uhubundes Weiten
Was hindert ihn? Frech hat er mitgesippt.

Nun war ich ja sein Junkermeister öfters
Kam er zu Gast zum Gyssen-Reyche hin.
Sein Lehrer, sein Erzieher, tat ihn fördern
Verbarg den Abscheu tief im Busen drin.
Nie ließ ich ihn den Widerwillen ahnen
Den mir sein Anblick in die Seele schnitt
Die Knute doch ließ ich ihn immer mahnen.
Drum sippt er bei mir meistens friedlich mit.

Doch als er - ich werd's nie verstehn- zum Ritter
Geschlagen wurde, bremst ihn niemand mehr.
Er jagte nun nach Ruhm, nach Glanz und Glitter
Von Idealen nichts. Von Krumpel aber sehr.
Er spottet des Uhu und riss den Fliegen
Die Beine aus und lachte frech dabei!
Konnt' seinen Hals nicht voll von Bubenstreichen kriegen
Sowohl mit Stumpfsinn wie Spitzbüberei.

Nun konnt' ich die Begegnung kaum vermeiden
Wollt zur Marpurgia ich, der lieben, wieder gehn.
Ich nahm sie auf mich, diese schlimmen Leiden,
Hätt' sonst euch Freunde nimmermehr geseh'n.
Ich setzte mich, ach war das immer kläglich,
Entfernt von ihm in eine dunkle Eck.
Und macht mich klein, war still - soweit das immer möglich -
Sah er mich doch, bewarf er mich mit Dreck.

Das litt ich alles gern - um euretwillen!
Und schluckte alles, jeder Abwehr bar.
Litt an dem Burschen schwer, jedoch im Stillen -
Ließ ihn nicht merken, wenn ich traurig war.
Der Schlimme trieb's noch ärger als die Hunnen
Verfolgt mich Unschuldslamm, der Bösewicht.
Jedoch der Krug geht nur solang zum Brunnen
Bis dem der Henkel endlich einmal bricht.

Er hat es nämlich einmal übertrieben.
Als er mich höhnisch "Klapperschlange" hieß.
Das Maß war voll! Ich konnt' ihn nicht mehr lieben.
Da schrie ich auf und griff zu Schwert und Spieß
Ich wär' ein Depp hielt ich die andre Wange
Ihm hin. Das sei ihm nie verziehn!
Als Ritter folg ich einem edlen Drange:
Die Welt zu bessern - und zwar ohne ihn!

Nun soll er schlangengleich im Staub sich winden,
Wenn ihn mein Schwert zum Boden hin gestreckt.
Ihm helfen alle Tricks nicht mehr und Finten
Es war zu viel. Jetzt wird er abgedeckt.
Vielleicht steigt, ist er bar der groben Decke
Ein zartes Seelchen endlich noch heran,
Sympathisch mir. Ein geistverwandter Recke:
Vers eins. Fängt's mit uns doch noch mal wie eingangs an?

2. Hieb

Als meine Burgfrau las, was ich für heut geschrieben,
Sprach sie empört:" Das kannst du doch nicht tun!
Der Arme! Ist's nicht etwas übertrieben?
Du rupfst ihn ja so wie ein Suppenhuhn."

Ich sagte: "Weib.! Das kannst du nicht verstehen.
Der ist ein Kerl, der so was gut verträgt
Was der mir alles sagt, wirst du noch sehen.
Dagegen bin ich fast zu freundlich aufgelegt."

Ihr habt's gehört. Wir schenkten uns nur wenig.
Die Schwerter waren gut und scharf gewetzt.
Und jammert er etwa? Und gar doch stöhn' ich?
Ihr seht: am End' war keiner von uns schwer verletzt?

Denn so ein bisschen gilt Vers eins des Hiebes:
Wir hatten gleich von Anfang einen Draht.
Der Modera-Tor ist ja so was Liebes!
Raufen ist Spaß. Versöhnen Freundes-Tat.