Was träumt Uhu?

Ich will mich mit der Frage beschäftigen, was Uhu denkt. Nun hat man da als ehemaliger Thronsasse so seine Erfahrungen. In der Funktion kam es mir immer so vor, als spräche Uhu mit bzw. zu mir. Wenn ich zum Beispiel die plötzliche Eingebung hatte: "Rt Stückche kommt jetzt ins Burgverlies", konnte das sicher nicht von mir selbst kommen, sondern war, da bin ich mir sicher, mir von Uhu eingegeben.

Nun ist unser Uhu ein weiser Uhu und folglich Pragmatiker. Deshalb wird er (wie ein Offizier) keine Befehle oder Eingebungen äußern, von denen er erwarten muss, dass sie nicht befolgt werden können. Insofern stellt sich die Frage, was er wirklich wollen würde, wenn er zu dürfen glaubte.

Es ist sinnvoll, hier auf die Erfahrungen der Psychoanalyse zurückzugreifen, die den Traum als das eigentlich wahre im Willen darstellt. Im Traum fallen jene Grenzen bzw. Sperren weg, die die Ratio zwischen Warheit und Wirklichkeit schiebt. Die Frage "Was will Uhu?" muss dementsprechend gestellt werden als "Was träumt Uhu?".

Das will ich im Folgenden beantworten.

Schlafend sitzt Uhr in einem Baume.
Ab und an er matt ein Lid erhebt
Und ganz Friedberg rätselt, was im Traume,
Er erlebt.

Sind ihm dabei Frösche nah und Mäuse,
Oder sonst was, das ihm von Gewichts?
Oder ist in seinem Kopfgehäuse
Einfach nichts?

Leider kann ihn danach nicht fragen,
Sagen kann er nichts, nicht Mäh noch Muh,
Aus ihm kommt, wohl mit Behagen,
Ein „Schuhu“.

Hilfreich wären vielleicht Exegesen
Nur, die Wissenschaft kennt sich da aus:
Man kriegt nur, was vorher eingelesen,
Wieder raus.

Wenn der Thron behauptet, mehr zu wissen,
Scheint mir das am Ende aber Käs'.
Denn er glaubt nur, wissend sein zu müssen,
Ambtsgemäß.

Und so werden wir zu unsrem Kummer,
Auch und wenn sich alles in uns bäumt,
Nie erfahren, was Uhu im Schlummer
Träumt.