Warum reden die Schweizer so merkwürdig?

I.

Ein Mensch, der schönstes Hessisch spricht,
Versteht die Schweizer leider nicht.
Er mag es ihnen nicht verübeln,
Doch bringt die Sache ihn ins Grübeln.

Warum muss man die Schweizer Kehlen,
Fragt er, mit Röchellauten quälen,
Die Töne tief im Schlunde Gurgeln,
Den R-Laut auf der Zunge schmurgeln,
Die Worte mit den Zähnen petzen
Und so dem Fremden vorzusetzen?

Und das Ergebnis ist letztendlich:
Die Sprache ist höchst unverständlich.
Der Mensch versteht ganz einfache nicht,
Dass man dort so spricht, wie man spricht
Und nicht wie er, ganz locker-lässisch
Hessisch.

II.

Der Mensch, der dieses festgestellt,
Sucht, dass die Sache er erhellt.
Liegt der Befund an der Genetik?
Kommt es von Mängeln in der Ethik?
Aus Rachenraum-Architektur?
Liegt’s Schweizern so in der Natur?
Ist’s Krankheit, ist es gar gesund?
Ja, warum dringt aus Schweizer Mund
Merkwürdig Laut heraus so sehr?
Der Mensch versteht bald gar nichts mehr.

III.

Die Lösung kam ihm, Gottseidank,
Als er dann einen Kaffee trank.
(Schwarz war, Milch und Zucker ohne,
In Solothurns Fußgänger-Zone.)
Er saß bei einem Kreis von Müttern,
Die ihre Baby-Scharn betüttern.
Sie taten das, was ihn erschreckt:
Sie sprachen Schweizer Dialekt!
Jäh tat Erkenntnis ihn erschüttern:
Es liegt an Vätern und an Müttern!
Die Kinder zwitschern, notgedrungen,
So, wie’s die Alten vorgesungen.

Wen wundert’s wen das Kind sodann,
In Schwyzerdütsch nur reden kann?

IV.

Der Mensch, dem Klarheit so beschieden,
Ist mit dem Wissen doch zufrieden.
Versteht er nichts, dann bleibt er froh
Und sagt sich nur: ‚s ist hier halt so.
Er lässt die Dinge künftig rollen.
Und Schweizer reden, wie sie wollen.

Drum will er auch net missioniern
Er ahnt, des werd nit funktioniern.
Denn selbst Übung und mit Tricks-
Mit Hessisch werds bei so wem nix.
Der bleibt, trotz unsrer Sprache Reizer
Halt immer Schweizer.