1486. Sippung - Gleybergfest

Ritterschlag an Junker Dirk

Dieses NAP beschreibt das Gleybergfest am 13. im Lenzmond a.U.134

I.
Der Gleyberg-Gipfel rabenfrei
Und ihr, ihr Ritter, wart dabei,
In solchen großen Zeiten!
Als Truchseß Hägar lobesam
In Gleybergs Ritterstube kam
Um Hoffnung zu verbreiten.
Und er dem Reych den Aha brachte
Und einen Ritter. so erleuchtet machte.

Doch Undank ist der Lohn der Welt:
Und der, vom Truchseß grad' erhellt,
Den Walnuss man gehießen,
Benutzt die Macht, die er gekrischt,
Indem er Hägar kalt erwischt.
So ist der Thron in Giessen!
Schreit Hägar noch so ach und weh –
Er macht das NAP.

Heiß war es in dem Saale, heiß,
Und auf den Stirnen stand der Schweiß.
Doch gab es nichts zu trinken.
Die Styxin eilte durch die Flur,
Bediente immer andre nur,
Tat man auch noch so winken.
Die Dürre selbst den Thron verwirrt.
Doch Hägar schreibt, ganz unbeirrt.

Wer her kommt, weiß man lange schon,
Der kommt nicht wegen unsrem Thron,
Er kommt aus andren Gründen.
Denn Throne gibt es ja zu Hauf –
Da muss man nicht zum Gleyberg rauf –
Die kann man sonst wo finden.
Was macht den Gleyberg immer voll?
Des Hägars NA Protokoll!

II.
Der Einritt war, wie immer, schee.
Tat auch der Schwertarm einem weh,
Bei all den Rittermassen.
Spräch' ich hier alle Reyche an,
Dann wär' ich morgen früh noch dran
Und darum will ich's lassen.
Erwähnen will ich nur, mit Lüsten,
Des Walnuss Gruß an alle Zivilisten.

Die Kette vom Sieg-Lahn-Turney
Gehört uns schon der Jahren zwei.
Wir sah'n sie nie im Leben.
Freund Condequent spricht still den Satz:
"Der Gleiberg ist der einz'ge Platz,
Um sie zu übergeben."
Für solche Lügen fliegt man doch
In andern Reychen stracks ins Loch.

Der Burggeist war ganz plötzlich krank.
Doch gibt's es ja, Uhu sei dank,
Vertretung in dem Ambte.
Es wurde Ritter Pepp zitiert.
Man gab ihm', da er sich nicht ziert',
Die Rolle, die gesambte.
Schon spuckt als Ahnherr er umher.
Bleich, wie er ist, fällt's ihm nicht schwer.

Da sprach mein Nachbar, Doktor Bille:
"Wieso hat denn der Geist 'ne Brille?
Das kann es doch nicht geben!"
Bebrillt, und weil sein Spiel von Rang,
Fext' Pepp als Burggeist viel zu lang,
Statt Hägar nachzustreben:
Denn Hägar liebt's bekanntlich kurz!
(Bei andern. Selbst ist ihm das schnurz.)

Natürlich wurde viel geehrt.
Mich hat das alles nicht beschwert,
Weil ich ja nichts bekommen.
Was soll deshalb auch ein Bericht?
Das interessiert mich alles nicht -
Ich seh' nicht Nutz noch Frommen.
Wenn Hägar man nicht ehren will,
Schweigt's NAP darüber still.

III.
"Naht ihr euch wieder, schwankende Gestalten?"
Sprach Fürst Parat zu unsres Reyches Thron.
Ob seiner und des Faustens Versgewalten
Wich Hägars Spottlust, er wich ab davon.
Und voller Andacht musst' er innehalten,
Das, was er hörte, wurd' ihm Tages Lohn.
Parat besiegte also Gyssens Reych
Und Hägar auch. Von so was wird der weich.

Zu nennen wär' noch mancher Mann.
Doch schreib' ich - oder hör' ihn an.
Ich lausche lieber andachtsvoll!
Da leidet halt das Protokoll.
Bei allem haben meine Ohren,
Auch einen Liebling sich erkoren:
Der eine mag den Mohren von Sarotti –
Ich stehe auf Lympurgias Pavarotti!

Das Ritterschlagen naht nunmehr.
Es muss ein zweiter Truchseß her,
Da Hamlet ausgefallen.
Der erste Truchseß, Hägar, soll
Nicht schaffen. Er schreibt's Protokoll
In Gleybergs heil'gen Hallen.
Ich schreib', ein anderer muss schaffen –
So ist es halt bei den Schlaraffen.

IV.
Zum Ritter schlug den Dirk man dann,
So gut, wie's Gyssens Thron nur kann:
Vorzüglich lief's, mitnichten.
Und wie das war, das lest ruhig mal
Im Spiegel und im Ceremonial.
Das muss ich nicht berichten.
Gut, dass Dirks Junkerleben endigt:
Er war schon etwas überständigt..

Der Dirk, er ist ein Supermann,
Sein Ritterleben fängt gut an,
Denn er gelobt gleich doppelt.
Doppelt genäht scheint ihm adrett
Und haltbarer. Ist nun Cor-Vet –
Gedoppelt und gemoppelt.
Ja, er wird Ritter schließlich doch.
Wir glaubten's lange ja kaum noch.

Ihr habt von ihm ein falsches Bild.
Er gilt als freundlich, lieb und mild
Und als ein Herzensbrecher.
Doch traf der Junker einst auf mich –
Rief zum Duell der Wüterich,
Benahm sich wie ein Rächer.
Beklagt sich Hägar da? I wo.
Mach weiter, Dirk. Ich mag dich so!

So zieh', Cor-Vet, in Kampf und Streit
In deinem neuen Ritterkleid
Und mache alle nieder.
Freu' Dich, solang der Kampfesmut
In deinen Lenden glühen tut,
Denn das vergeht auch wieder.
Zum Sieg soll stets dein Fechten führ'n.
(Nur gegen mich sollst du verlier'n.)

Doch einen Kampf gewinnst du nie:
Das ist das Fechten gegen sie,
Die Liebst, die du meinest.
Denn selbst, wenn sie mal unten liegt,
Hat sie dich immer noch besiegt.
Egal, wie groß du scheinest.
Doch bleibt sie dir auch dann gewogen,
Wenn du den Kürzeren gezogen.

V.
Dies NAP, es bliebe schal,
Gäb's nicht am Ende 'ne Moral
Aus diesem schönen Abend.
Denn, schließlich soll die Jugend hier
Was lernen. Von dem Thron und mir.
Den Nutzen davon habend.
Drum hört das Wort zum Feiertag,
Das jeder heimwärts tragen mag:

Drei Dinge liebt der Rittersmann.
Das fängt mit seiner Burgfrau an,
Stets trägt er sie im Herzen.
Darüber steht ihm der Uhu;
Dem beugt er sich in Ehrfurcht zu,
Im Schein von blauen Kerzen.
Am höchsten aber, dass ihr's wisst,
Die Liebe zu euch selber ist.
Denn bunt und schön, wie wir hier steh'n –
Was sollte da noch drüber geh'n?

VI.
Ich ende hier mein Protokoll,
Obwohl ich der Gedanken voll,
Der Reden auch, der süßen.
Doch wird der Thron schon zappelig
Und macht mich dadurch rappelig.
Drum will ich hiermit schließen.
Das Wort zurück zum Throne geht.
Macht auch bald Schluss. Es ist schon ziemlich spät!