1500. Sippung - Marpurgia Chattensis

Gründonnerstag bei der Frau Wirtin an der Lahn

Die Gründonnerstags-Sippung der Reyches Marpurgia Chattensis wurde am 4. im Ostermond. a.U. 137 als 1500. Sippung besonders festlich begangen und fand im Festsaal des Marburger Schlosses statt.
Die Universität als Hausherrin bewirtschaftet das Schloss nach einem strengen Reglement. Im Festsal waren nicht nur essen und rauchen verboten, sondern auch das Schmücken und vieles andere, worüber sich das Protokoll lustig macht.. Hägar war damals häufiger Gast in Marburg und wurde gebeten, das NAP zu übernehmen.
Einleitung und Schluss dieses Protokolls brachte Hägar fertig mit und schrieb während der Veranstaltung den Teil 2 "Die Sippung". Mit dem Ergebnis war er nicht besonders glücklich. Aber mehr war an diesem Abend, kurz und sehr zeremoniell und fast ohne jede Panne, nicht drin.

1. Einleitung

Frau Wirtin hatte einen Freund,
Der Hägar heißt. Der sitzt und weint
Erst wollt’ sie ihn verführen.
Ließ ihn dann doch nicht richtig ran,
Nur zum protokollieren.

Wie sagte unser Sprengelfürst Van der Goschen auf dem Gleyberg:
Es kommt nicht auf die Lange der Titul in der Stammrolle an Sondern auf die Häufigkeit des Ausritts.
Warum habe ich ausgerechnet das nichtambtliche Protokoll bekommen? Keine Ahnung.

Ich gebe zu: ich bin ein wenig eitel.
Und auf die Frage: SeidGründonnerstag Ihr da?
Wir brauchen für den Abend noch ‘nen Staa.
Da strich ich mir bescheiden übern Scheitel
Und sagte: Ja.

Ich dachte erst, ich könnt ein Liedlein singen,
Oder ‘ne zwanzig Wint'rung alte Fexung nehm’n,
Sie leicht verändert als was Neues bringen.
Das wär' bequem!
Ja, ohne Schweiß zu glänzen schätzt man sehr,
In einem andern Reych dazu, noch mehr.
Ich hörte lange nichts. Dann sandte man die Kunde,
Für das Programm seid, Hägar, Ihr nicht nötig.
Doch seid so gut und der Marpurgia erbötig,
Wir hörten gern das NAP aus eurem Munde.

Was sollt' ich tun? Ich hatte ja gesagt.
Wer weiß, wie lang ich auf den nächsten Auftrag warte,
Wenn ich zurückzieh'. Ran, auch wenn mich Unlust plagt.
So saß ich schreibend heute Abend auf der Schwarte.
(In einem sehr bekannten Spiel heißt so was: Arschloch-Karte.)

2. Die Sippung

So hört denn nun gut zu, ihr Lieben,
Was ich an Impressionen aufgeschrieben;

Erster Teil
Am Eingang habe ich zuerst zehn Mark berappt
Und packte mir, zum Ausgleich wohl, zehn Brötchen ein.
Doch wurd' ich gleich von einem Zerberus ertappt,
Der ließ mich damit nicht zum Saale rein.
Auch rauchen durft' man nicht, und blaue Kerzen brennen,
Nicht schwitzen oder dünsten oder barfuss rennen.
Man darf nicht schmücken und nicht Farbe klecksen.
Am besten wär's, man würde auch symbolisch fexen.
Was man auch macht: man kriegt was auf die Pfoten.
Gründonnerstag – und alles ist verboten!

Die Sippung ging plötzlich ganz einfach los.
Ich habe den Truchseß vermisst,
Der im Reche der Gyssen gewaltig und groß
Und ganz unentbehrlich ist.
Denn belehrte der Truchseß im Gyssen Reych
Nicht die Sassen – und erhöhte den Thron,
Dann zög' die Erleuchtung nicht in ihn sogleich
Und ermöglichte so die Funktion.
Ja, hielte Marpurgia es ebenso
Und hätt' nicht den Truchseß vergessen,
Dann säß' auf dem Thron jetzt ein Salomo
Und man dürfte im Saal vielleicht essen.

Der Mundschenk hat heute freie Zeit.
Zum Einritt gab's Eier, alkoholisch,
Und auch der Handschlag der Herrlichkeit,
Blieb selbstverständlich symbolisch.
Tja, die Uni als Hausherr hat's ganz in der Hand
Und regelt das, majestätisch.
So wird das schlaraffische Wunderland
Hier ganz und gar theoretisch.

Anmerkung zur Schmuspause
Schlaraffen steh'n auf Humor und Kunst,
Dabei oft das Essen vergessend.
Doch sind die Brötchen einmal umsunst,
Sieht man alle gewaltig fressend.
(Hägar muss gesteh'n:
Auch er nahm zehn.)

Zweiter Teil
Im zweiten Sippungs-Abschnitt dann,
Ging Marburgs Thron gleich richtig ran:
Er stellt des Reyches Ahnen vor
Die frühen und die spöten.
Zuvor sang aber ein Damenchor
Bei dem musst' selbst Uhu erröten.
Auch dem Fungierenden schwand der Sinn
Bums – fiel ihm schon das Zepter hin.
Doch der Junkermeister mit seiner Knute
Vertrieb sie – zum Schutz seiner Jungs – der Gute.

Die fromme Elisabeth kam ins Haus
Und riss die Sache wieder heraus.
Walther und Luther, diese Zweie,
Sind passender für die Ahnenreihe.
Aber Philipp – ich weiß nicht! Kennt ihr den nicht,
Der Fürst mit der traurigen Liebesgeschicht'?
Er hatte drei Hoden und starke Triebe
Und liebte nichts so sehr wie die Liebe,
Womit er schließlich, wie das so iss,
Das Hessenland ins Unglück riss.

Die Frage war, wer kann ihn spielen,
Von Marpurgias Rittern, den vielen?
So'n alten Wüstling – die Wahl fällt nicht schwer,
Da gibt es nur einen: Bilux muss her.

Dann sind die Girls vom Beginn wieder dran
Und machen den Philipp/Bilux an.
Doch der macht ein würdevolles Gesicht
(Und was hinterher ist, das weiß man nicht.)
Zunächst aber lässt er sich, brav und bieder
An Pik-Bubes Junkertafel nieder.
Wohl deshalb, weil die Girls vom Beginn
Jetzt dort sitzen. Und schon ist er mittendrin.

So geht das den Abend über weiter
Auf der Marpurgen Ahnenleiter.
Am Ende kam man schließlich an
Bei der Frau Wirtin an der Lahn.

Bemerkenswert, wie man sich hier entschuldigt,
Einem "Genius Loci" als Verursacher huldigt
Und rasch der Frau Wirtin, die allzeit bereit,
Den Titul "Jungfrau der Lahn" verleiht.
So ist vomThron, nicht vom Truchseß erhellt,
Die Ordnung zum Schluss wieder hergestellt.

3. Schluß

Das NAP kommt nun zum Schluss,
Wie alles Schöne enden muss.
So geht in Frieden mit Uhu
Zu eurer wohlersess'nen Ruh.
Doch mancher wird, kann ich mir denken,
Den Schritt zur Burg Marpurgias lenken.
Dort an der Lahn, wo’s Hospital
Elisabeths stand früher mal.
Wo Schwestern, mild und mit Erbarmen
In ihren Zimmerchen, den warmen,
Des Leibs Gebrechen, Notdurft stillen
Schon damals gänzlich ohne Pillen.
Dort, unterm Schutz von Burg und Sassen
Haben sich nieder jüngst gelassen,
Erneut die Schwestern voll Erbarmen,
Als milde Wirtinnen der Armen,
Die Mangel leiden sowie Not.
Verdienen so ihr täglich Brot.
Und schaffen gern und fleißig an,
Am Strand der guten, alten Lahn.
Und der Marpurgia gute Ritten
Sind als Beschützer wohlgelitten.

So wurde von euch jener Bogen
Von St. Elisabeth als Ahn,
Hin zu der Wirtin an der Lahn,
Auf das Gelungenste gezogen.

Nehmt, Freunde, euch des Hauses an!
Und stellt es, ohne Eigennutz,
In euren ganz besond'ren Schutz.
Tragt milde Gaben in die Stuben,
Beschützt die Girls vor bösen Buben.
Ja euer Mut und euer Schwert,
Sind hier gefragt und voller Wert.
Ob früh des Tags, des Abends späts,
In diesem Kampf gewinnt ihr stets
Und jedem Tapfren wird zuteil,
Nicht Seelen- nur, auch Körperheil.

So setzt euch fröhlich denn in Trab,
Zur Burg, den steilen Berg hinab.
Frisch, fröhlich, tapfer, guten Mutes:
Wer Gutes tut, dem tut man Gutes.
So sprach Elisabeth, die heilig;
So hält’s die Wirtin auch einstweilig.
So wollen denn auch wir das halten!
Genug ist's nun mit Uhus Walten.
Genießt die Nacht. Kommt gut nach Haus
Und rutscht auf eurem Weg nicht aus.

Frau Wirtin hatte auch ein Fest
Das schön und stimmungsvoll gewest.
Und in des Schlosses Hallen
Gab sie sich ganz den Gästen hin.
Das tat den Jungs gefallen.

Frau Wirtin hat’ ‘ne Ritterschar,
Die schließlich sehr zufrieden war.
Für Geist, Humor und Lachen
Und was da mehr an Lustgewinn,
Macht man ganz andre Sachen.