1511. Sippung - Karneval in Venedig

Diese Burgfrauensippung fand am 11. im Hornung a.U. 135 statt.
OÄ Rt Walnuss und Burgfrau Birgit, die hatten die Burg zu einer Art Markusplatz verwandelt, mit Original-Masken aus Venedig und anderem Accessoire. U.a. wurde Dias vom Karneval gezeigt, venezianische Musik gespielt und sogar ein Gedicht in Originalsprache vorgetragen.
Die Sippung begann mit einer Truchseß-Fexung von Rt Hägar.

Personen:
Pantalone (Kaufmann, dümmlicher Wicht)
Dottore (schwatzhafter Bologneser)
Capitano (Großsprecher, Prahler)
Colombine (Zofe)
Brighella (Wirt)
Pulcinella (Hanswurst, der dauernd frisst)

I.
Was für Venedig ist die Bauta,
Ist uns die Rüstung, halt nur lauta,
Weil da das ganze Ordenszeuch
Laut klimpern tut, für uns und euch.
Drum ziehe ich als Rittersmann
Die Rüstung hier als Bauta an
Und überall raunt es: Ach herrje,
Hägar e nobile!

Wenn ich gemessen die Gassen durchschreite,
Die Bauta über die Schultern breite,
Den Dreispitz tief in die Stirne drücke,
Der die weiße Maske hält, die sehr schicke;
Da sehe ich, wie in Venedigs Gassen
Die Leute sich amüsieren lassen.
Da ist, zum Exempel, aus Brettern geschichtet,
Eine einfache Bühne aufgerichtet
Auf der gibt man gleich eine aparte,
und fröhlich deftige commedia de l’arte.

II.
Da steht auf der Bühne ein Capitano
Gewichtig und prall. Ich finde: e strano!
Wie er sich plustert bedeutungsschwer,
Als ob er erleuchtet-erhoben wär.

Hat eine Gondel keine Sestien ,
Dann werden Dogen oft zu Bestien.
Der ist auch sonst schwer zu ertragen.
Jedoch, er hat halt hier das Sagen:
Verteilt selbstherrlich Ämbter, Pfründe.
(Wer kennt da schon die Hintergründe?)
Einer fühlt sich besonders geehrt.
Es ist der eiserne Kunibert.
Kaum guckt der, ist er Hofnarr schon
Und macht es besser als der Thron.

Pulcinella, dämlich und rund,
Gibt kauend dem staunenden Publicum kund:
Venedig feiert Karneval!
Da freu'n sich die Bewohner all.
Und durch die winkeligen Gassen,
Da wälzen sich des Volkes Massen
Und warten dann mit frohem Sinne
Dass auf der Bühne man beginne.

Brighella, der Mundschenk, eilt mit der Lethe,
Wobei er in Rätseln sprechen täte.
Wüsste man nicht, dass er Gastrecken tränkt,
Meint man, er wär' in Erinn'rung versenkt,
Und sein Geist in Italia schritte fürbass.
So ist das: In vino veritas!

Ein jeder möchte die Lethe loben,
Doch alles Gute kommt von oben.
Denn ein Dottore aus Francofurta
Ergreift mit großer Geste die Wurta,
So dass kein andrer sich reden trauta.
Und ich steh' und beobachte das, in der Bauta.

Pantalone, als Gondoliere verkleidet,
Ward der Weg durch Trockenheit verleitet.
Als er die Weschnitz hinaufgestakt,
Bis sein Boot in unseren Rittersaal ragt.

Erst des Walnuss Rebensaft,
Gibt ihm Stärke und auch Kraft.
Und er sagt uns Artigkeiten.
Ja, das kann der Ritter leiden.

Wenn er aber Truchseß-Licht,
Schmäht, dann lebt er lange nicht.
Hamlet ist, man weiß das, schnell
Mit dem Handschuh für's Duell.
Schmeißt ihn in'n Canale Grande.
So geht es dem eitlen Fande.

Colombine sitzt traurig am Markusplatz.
Sie wartet vergeblich auf ihren Schatz.
Doch der macht lieber in Kultur,
Sitzt im Dogensaale nur
Und hört sich statt dessen dann
Die Infos zu Venedig an.
Und im Hintergrund, mit zartem Ton
Spielt wunderbar das Grammophon.

Helau, Alaaf, die Stimmung steigt.
Auch, wenn man's vorne nicht so zeigt.
Als zwei Canzones dargebracht
Hat einer ein langes Gesicht gemacht:
Pulcinella, enttäuscht, ist er da gesessen.
Er dachte halt, es sei was zum Essen.
Wir anderen aber taten uns wiegen,
Genossen Musik mit vollen Zügen.
Ja, Freunde, schön ist überall
Die frohe Zeit im Karneval.

Da – manchmal passiert's, es ist wunderbar,
Da lächelt der Capitano sogar,
Sonst guckt er ja ziemlich bedeutungsschwer,
Als ob er erhaben, erleuchtet wär'…
Und von der Rostra klingt immerdaa:
Bella Venetia!

Ha Hoho, tönst's vor dem Tor,
Da steht der Brave Boni davor.
Er singt den Song von der Gondel life.
Das freut den Ritter und sein wife.
Während Rolando nicht verhehlt,
Wie gern er das Piano quält.

Weil Bonis Mantel etwas kurz,
So kurz fast, wie ein Lendenschurz,
Sieht manche Burgfrau sich da satt:
Ach, was der schöne Beine hat.
Und so genießt man überall
Die frohe Zeit im Karneval.

Ein Casanova spricht versonnen,
Von seinen Tagen bei den Nonnen,
Von wo er nur recht mühesam
Mit heiler Haut von hinnen kam.
Und seither nennt er, unter Stöhnen,
Die Nonnen nur noch Endmoränen.
Und im Hintergrund, mit zartem Ton,
Spielt wundervoll das Grammophon.
Ja, Freunde, schön ist überall
Die frohe Zeit im Karneval.

Der Burgfrau fremdsprachlich' Gedicht
Das übersetzt ich lieber nicht.
So schuldhaft diesen schönen Abend
Von mir aus nicht verlängert habend,
Jedoch, es klang ganz einfach toll
Und war auch sicher wundervoll.

Ein bunter Dia-Reigen bringt
Die Stimmung auf den Hohepinkt.
Wie schaut da unser Präsident
- wie man den Capitano nennt –
Und stöhnend sagt er:nur: "Ja, ja
Gebildet ist Venetia.
Und lehrreich war, in diesem Fall,
Die schöne Zeit des Karneval."

III.
Das Spiel ist aus. Lasst uns nun heimwärts kehren.
Ermattet von den übervollen Lehren,
Die uns der Thron heut Abend dargebracht.
Das Volk saß still und guckte - wie es sollte
Wenn es auch selber manchmal spielen wollte:
Nichts da! Und wehe, einer lacht.

Ich kam sehr gern - sag auch nicht: Ich bereu es.
Denn ich erfuhr heut Abend vieles Neues
Wer kennt Venedigs Karneval genau?
Doch itzo muß ich meine Bauta raffen.
Lebt wohl, ihr Burgfraun und Schlaraffen
Ich sag Adieu, Lulu, Ehe Alaaf, Helau.