Das ASO in Südamerika

Impressionen von unterwegs

Das Allschlaraffische Symphonie-Orchester, kurz ASO genannt, machte im April a.U.152 eine Konzertreise nach Argentinien und Brasilien. Stationen waren Buenos Aires (261 Bonarensis),Porto Alegre (340 Porta Alegrensis), Curitiba (414 Curitibana), Rio de Janeiro (331 Rio Carioca) und Sao Paulo (275 Paulista).
Die nachstehende Ballade ist eigentlich ein nichtambtliches Protokoll der Reise und gibt Eindrücke des Rt Hägar wider, der als Tross des ASO-Mitglieds Bgfr Hägar mitgenommen worden war.

I.

Es zog das ASO weit über das Meer,
In Südamerikas Gauen.
Von Pilgrim-Rittern und Knappen ein Heer,
Verstärkt durch Maiden und Frawen.
Fürst Tonio stand, stolz und weh im Gemüt.
Als es ohne ihn in die Ferne zieht.
Denn Musimax wird sie jetzt führen,
Zu Sippen und Musizieren.

Den Stab führt, das sei zuvörderst erwähnt,
Mit strengem Ohr Don Beppone.
Zwar steht er im neunten Lebensjahrzehnt -
Ihn stört das jedoch keine Bohne.
Dem Jüngsten mit zwölf ist kein Mühen zu viel,
Constantino, kaum hält er's Cello beim Spiel.
Doch streicht er, dass schwer nur die Alten,
Wie Cellissomo mit ihm halten.

Und Mutter und Töchter und Sohnemann,
Dominieren zu viert die Streicher.
Noch andere Familientrupps sieht man dann;
Die sind halt nicht gleich, sondern gleicher.
Ich sage das Franke und Frey heraus:
Verärgert man sie, ist die Vorführung aus!
Doch das liegt auch den Schunks ganz ferne,
Sie spielen einfach zu gerne.

Wer dachte, dass neben Sippung, Konzert,
Sei Platz noch für's Proben und Üben,
Der merkt, dass dem ASO, weil sehr verehrt,
Soll Arbeit die Freude nicht trüben.
Kämpft Kunst deshalb stets mit Zerstreuung und Sekt,
Klappt bei Auftritt fünf dann noch alles perfekt.
Selbst die Zugaben, Anfangs chaotisch,
Erscheinen nun symbiotisch.

Die Bläser haben's zuweilen schwer
Man braucht's manchmal nicht, ihr Gewerkel.
Die Flöten jedoch jubilier'n öfters sehr,
Besonders in Sätzen von Sterkel.
Cellissimo, Gix, steh'n solistisch gern vorn,
Der eine mit Cello, der andre mit Horn.
Verfolgen sonst meist interessiert,
Was der Maestro so dirigiert.

Ja, Noten und Nachbarn - mehr kann in der Tat,
Ein Musiker schwer nur verdauen.
Als Laie wird man dem Dirigat,
Als Profi sich selbst nur vertrauen.
Passiert's, dass Beppone ein "leiser" befiehlt,
Worauf Gix ihm sagt, dass er gar nicht gespielt.
So bleibt - ist es Uhus Walten (?) -
Stets fruchtbare Spannung erhalten.

Mit Frühling als Maß sind d'Amore zu zart,
All-Tonalis zu kurz als Sassen.
Doch sie nahmen die Instrumente zur Fahrt.
Er hat's Cello zu Hause gelassen,
Weil ihm zu riskant dieser heiße Ritt.
Da nahm er lieber die Burgfrau mit.
Im Orchester hat er stattdessen,
Triangelnd und sprechend gesessen.

Wer rastet, der rostet, so war's alle Zeit.
Für's Orchester wär's unerträglich.
Das macht Häuptling Musimax mächtig gescheit:
Er hält die Termine beweglich.
Mal fährt man um neun, dann wieder um acht,
Und dann wird das Ganze retour gemacht.
So hält er, bei allem Gezische,
Die Truppe in geistiger Frische.

II.

The Magic Red Carpet hat alle die Jahr
Nicht würd'gere Truppe geflogen
Als der ASO-Musici fröhliche Schar,
Die mit ihr nach Brasilien gezogen.
Man nahm auf die Reise auch Junge mit,
Doch sie hoben nur leicht den Altersschnitt.
Stolz meldet so Unfugato:
Bei uns ist Natur-Vibrato.

Der Flug war sehr lang und die Sitze beengt.
(In die Business-Class wollt man nicht steigen.)
So saßen denn Celli und Bässe gedrängt,
Wie auch Flöten und Hörner und Geigen.
Ein Tag, eine Nacht - oder umgekehrt,
Hat man jeden Komfort, wie auch Schlaf, entbehrt.
Vor Ort gleich mit Proben zur Sache -
Da sann Don Beppone auf Rache.

In der Bonaerensis saß dann die Schar.
Hätt' gern von den Speisen genommen.
Doch das Orchester, das Hauptperson war,
Das wollte und wollte nicht kommen.
Es probt, da Beppone sein Spiel nicht gefällt,
So lange, bis er zufriedengestellt.
Im Saal sind die andern seit langem
Vor Hunger und Durst fast vergangen.

Und als man die Sippung begann mit viel Müh',
Um den Einritt der Freunde zu feiern,
Da war's in der Heimat schon fünf in der Früh,
Und die Glieder allen ganz bleiern.
Die Sippung wurde gewaltig gekürzt,
Und nur mit den wichtigsten Texten gewürzt,
Zumal von den Gästen, den Braven.
Dabei die meisten schon schlafen.

Doch dann zum Konzert, am Sonntag zur Nacht,
Da strömten und strömten die Massen.
Unnötig, dass man sich mitgebracht
Eine Claque mit eigenen Sassen.
Und war die Akustik im Saal etwas schwach,
Macht das Orchester halt einfach mehr Krach.
Es gibt eine Schlacht nie verloren
Und spielt sich in Herzen - und Ohren.

In Porto Alegre ist, wie man weiß,
Der zweite Bus später gekummen.
Der hatte, vermutlich auf Uhus Geheiß,
Eine Stromleitung mitgenummen.
Man weiß nicht, ob Quirli-Fax, derart erhellt,
Die Längen alle zurückgestellt,
So kurz wurd' die Sippung wie -weilig
Gut war's. Denn ins Bett strebt' man eilig.

Denn am nächsten Morgen flogen sie los.
Halb sechs! Das ist schwer zu erläutern.
Und Musimax dachte: Wie mach ich das bloß?
Ein Volk ohne Frühstück wird meutern!
So hat er's geschafft, dass in dunkelster Nacht
Ein gewaltig's Buffet noch zurecht gemacht.
Gesättigt zog sie dann weiter,
Die Truppe, zwar müd', aber heiter.

In Curitiba Ankunft um acht.
Erschöpft war die Musikerrunde,
Gleich wurde Besichtigungstour gemacht,
Bis fast in die Abendstunde.
Am End', doch mit freundlicher Mine zum Spiel,
Zeigt das ASO-Mitglied hier klares Profil:
Es kann, ohne Murren und Klagen.
Belastung und Mühen ertragen.

's folgt großes Konzert zur Abendzeit.
Gewaltig war Saal und Gemeinde.
Die Bühne war groß, die Abstände weit,
Sehr entfernt saßen Partner und Freunde.
's nutzt einer, mit großem Geltungsdrang,
Der schickt, als der letzte Ton grad verklang,
Weil ein Solo ihm lang Wunsch und Wille.
Einen Strahl-enden Ton in die Stille.

Es blieben die Celli am Airport zurück.
Die Besitzer mag das mächtig quälen,
Dem Chronisten jedoch heißt ein Unglück Glück,
Denn dann hat er etwas zu erzählen.
In Rio: die Celli war'n da auf einmal.
Der Musiker freut sich , dem Schreiber schmeckt's schal.
Er kennt solcheTage im Leben:
Da geht einfach alles daneben.

In Rio Carioca, dem Tropenreych,
Hat uns warme Feuchte empfangen.
Die Geigen und Celli quollen da gleich
Und zum Stimmen brauchte man Zangen.
In Stadt und am Strand wurde jeder gegart,
Und drin zwickte Klima-Kälte sehr hart .
Das lässt sich nur, so hört man sagen,
Mit Caipirinha ertragen.

Im Konzert: die Herren im weißen Hemd,
Und dazu mit offenem Kragen.
Die Damen in schwarz wirken da etwas fremd.
Man vergaß, es ihnen zu sagen,
Dass man erleichtert in Rio spielt,
Damit man sich weniger hitzig fühlt.
Dann beim Essen, als Mann fast erfriert,
Sind sie satisfaktioniert..

Der Corcovado*, Wolken umweht,
Dem Maestro insofern ganz gleichend.
Denn wenn man einmal ganz oben steht,
Ist die Sicht manchmal unzureichend.
Trotzdem zieht es viele nach oben hinauf,
Wer die Höhe mag, gibt so schnell nicht auf.
Hat er dauernd Sitz dort genommen,
Ist irgendwann Weitblick gekommen.

Paulista erfreut uns mit Schatten und Licht.
Hell war der Empfang, den wir hatten.,
Doch unsre Solisten, die sah man nicht:
Denn Bühne und Saal war'n im Schatten.
Diva Annelie hat, damit man sie sieht.
Sich ganz vorn hin an die Rampe gekniet,
Vom milden Licht hier umschlungen.
Und hat auch noch prächtig gesungen!

In Sao Paulo gibt's Strassen viel,
Und Autos auf ihnen in Scharen.
Der Airport war schließlich der Reise Ziel,
Dorthin hat man's ASO gefahren.
Um es herum tobte, links wie auch rechts.
Die Schlacht eines Feierabend-Gefechts.
Sie erreichten den Flieger mit Mühen,
Um zurück in die Heimat zu ziehen.

III.

Und als dann verklungen die Melodein
Und die Musiker heimwärts gezogen,
Blickt Uhu versonnen hinterher drein,
Sagt Salomonisch: So musste es sein!
Wir bleiben euch dankbar gewogen.
Ihr brachtet schlaraffisches Spiel zum Erblühn,
Und Freundschaft wie Kunst nebst Humor zum Erglühn.
Drum sollt ihr nach sieben Jahren
Erneut zu den Freunden dort fahren!

 

 

* Die Zeile mit dem "Maestro" steht hier des Reimes wegen. Die Strophe über den Corcovado hat nur und ausschliesslich den Corcovado zum Gegenstand - auch wenn Profi-Musiker, deren Gespräche der Chronist oft belauschen durfte, hier Bedeutungen unterstellen mögen, die völlig abwegig sind.