Ahnherr auf dem Gleyberg a.U. 155

Höhepunkt jedes Gleybergfests neben dem Ritterschlag ist das Erscheinen des
Ahnherrn des Gleybergs, der die Ritter willkommen heißt.

Was hör hier für einen Krach
In diesem Rittersaal?
Kann ich nicht ruhn in Frieden, ach,
Wer macht in meiner Gruft mich wach?
Seid still! Verdammt noch mal!

Auf meinem Schilde hingestreckt
Lag ich in meiner Klausen.
Als man mich mit der Kunde weckt,
Die mich in Mark und Bein erschreckt:
Es würden Ritter hausen!

Nun mag ich nicht das Säbelklirrn
In sunders junger Ritter:
Viel in der Hos' und nichts im Hirn,
Nur Streiche hecken in der Birn'
Ei, Donner und Gewitter!

Man soll vor solchem Raufgelüst,
Und vor Testosteronen
Vor schlechtem Vers, der wie ihr wisst,
Im Ritterspiel die Regel ist
Mich ewiglich verschonen.

Auch vor des Thron's Willkür-Manier'n
Die, nach der Prüfungsstunde,
Als der gefragt und inspiziert
Den Ritter Ritter Schulrat ignoriert
In weiser Räte Runde!

Ach, dass Vernunft und Klugheit nie
So wenig wie die Tugend;
In ihnen ist. Wer lehrte die?
Sie kennt nur Druff! und Kikriki!
Die ritterliche Jugend.

Drum hab ich schon seit Zeiten fern
Den Blicken mich entwunden.
War'n Gäste hier, ließ ich die Herrn
Durch einen Boten grüßen gern
Und blieb in Frieden unten.

Rief heut umsonst den Boten doch:
Hat andres Ambt, so heißt es.
Drum rappelte ich selbst mich hoch
(Die alten Ritter leben noch!)
Um euch hinaus zu schmeißen.

Jedoch (lange Pause und Umschauen) - schau ich in diese Rund'
Zieht in das Herze mir Frieden:
Die Haare unter Helmen weiß,
Ein zahnlos Mümmeln hör ich leis -
Ist Hoffnung hier beschieden?

Das, was der Minne Lust verheißt
Schon lang vergessen habend,
Ruht ihr wie ich, mit mattem Geist,
Man sieht euch Ritter ja auch meist
Nur atzend oder labend

Die Ritterrunde, die ich seh'
Geht mit Bedacht zur Sache.
Der Jugend Torheit - lang passee
Und Kampfeslust? Die tut nur weh.
Ihr könnt mich glücklich machen.

Von euch ist Kampf und Streit und Lärm
Wohl nicht mehr zu erwarten
Das Alter zwickt euch im Gedärm
Und was ihr braucht ist Ruh' und Wärm'
In Uhus Wunder-Garten.

Drum heiß ich euch, ihr Rittersleut,
Auf meiner Burg willkommen.
Bleibt hier, so lange es euch freut,
Seid meine lieben Gäste heut'
Zu aller Nutz und Frommen.

Du, Kerl, der auf dem hohen Thron,
So wie ich einst regierest
Für dich und deine Eskadron
Sei Hand und Gruß als Dank und Lohn.
Dass weiter du so führest!

Verabschiedung durch Reisewitz

Ich geh' und mache frohgemut
In meiner Gruft jetzt weiter.
Dass dieser Saal noch lärmen tut
Befürcht' ich nicht. Drum macht es gut.
Ich schlaf - wie ihr - jetzt weiter.