Ahnherr auf dem Gleyberg a.U.165: Des Spielmanns Tun

Seid, Männer, mir willkommen, in Gleibergs Rittersaal,
Die ihr auch heut gekommen, wie schon so viele mal.
Die ihr uns Treue haltet, wie auch die Zeiten sind,
Dreht doch die Wetterfahne, sich allzu oft im Wind.

Wie stand in alten Zeiten die Burg so hoch und hehr,
Weit glänzt sie über die Lande an Ruhm und Ehren schwer.
Doch Zeiten Stürme nagten, an ihrem Mauerkranz.
Fast sank im grauen Nebel, ihr einst‘ger Heldennglanz.

er Ahnherr saß in Trauer in seinem Gruftgemach,
Es sah die Helden wanken, sah, wie  viel Hoffnung brach.
Oft hielt beim Gleibergfeste er harsches Wort bereit:
Die Ritter anzuspornen zu neuer - Fruchtbarkeit.

Doch sprach er lang vergebens, ‚s war‘n Worte in den Wind.
Er sah die Glut erlöschen, sah Hoffen, das zerrinnt:
Kein Knappe und kein Junker war in der Burg zu sehn.
Der Ahnherr grübelt bange: wie soll das weiter gehn?

Doch regt sich jäh ein Hoffen, ob eines Pflänzleins zart,
Ein Keim aus dürrer Erde, hat sich da offenbart.
Der graue Nebel lichtet, er hob sich höher noch:
Das Wunder war gekommen, auf das wir hofften doch.

Ein Spielmann kam gezogen den langen Berg hinan
Und, in den Saal gekommen, fing er zu spielen an.
Mit ihm war’n auch drei Knappen, als Musikantenschar,
Begeistert, jung und strahlend, wie’s helle Freude war.

Im hohen Sippungssaale steh‘n schon die Sänger gleich.
Hier auf dem Throne sitzen die Herrscher über‘s Reych:
Der in der Mitte prächtig hell, im Erleuchtungsschein,
Die andern zwei im Schatten, und trübe schau‘n sie drein.

Der Spielmann schlug die Tasten, griff in sie wundervoll,
Dass reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll;
Dann strömte himmlisch helle der Sänger Stimmen vor,
Und die Tromete schmettert wie fast der Engel Chor.

Sie spielen von Lenz und Liebe, von frü‘hrer goldner Zeit,
Von Freiheit, Ritterwürde, von Uhu′ und Herrlichkeit.
Sie singen von allem Süßen, was Ritterbrust durchbebt,
Sie singen von allem Hohen, was den Schlaraffen erhebt.

Die auf dem hohen Throne; spür‘n neuer Kräfte viel.
Die Ritterschar im Saale staunt ob der Jugend Spiel.
Sogar des Reyches Styxin, zerfließt in Wonnen sehr,
Und bringt den jungen Sängern die beste Lethe her.

Die Sänger aber trinken beglückt die Becher leer.
‚s ist Freundschaft, die sie fühlen, sie wollen davon mehr:
„Hier ist es gut zu bleiben, hier wächst uns Freud heran,
Wir binden in dem Reyche, die Rösslein gerne an.“

Sie kamen so, zu bleiben, sie schlossen Herzen auf.
Es mischte müde Helden, ihr frohes Tun bald auf
Und Leben füllt die Sippung, mit Melodein, so zart.
Der Spielmann, spricht zufrieden und streicht den grauen Bart:

„Wohl euch, ihr stolzen Hallen, euch fülle froher Klang!
Im Rittersaale wieder, sei Jugend und Gesang,
Dass Ritterlebens Freude, dem Reych so nie versiegt,
Dass eure stolze Feste in ew’ger Sonne liegt!“

Der Spielmann hat gesprochen, der Uhu hat erhört:
Der immer trübe Stimmung – verschwunden und zerstört.
Mit neuer Kraft und Freude geht an das Werk man nun
Und ist das Reych gerettet, dann war‘s des Spielmanns Tun!

Leicht geht der Schatz verloren, den man nicht hegt und Schützt!
Drum fort mit dem Formalen, das nichts und niemand nützt.
Die Jugend, sie will spielen, drum macht, was sie befielt:
Besiegt die müden Knochen! Und spielt und spielt und spielt!

Der Ahnherr schaut zufrieden seit Zeiten zum ersten Mal,
Lässt gern euch weiter tagen, in Gleybergs Rittersaal.
Wenn übers Jahr dann wieder, er euch begrüßen soll,
Ist diese Bude wieder, so hofft er, rappelvoll.