Bericht des Legionärs Hägar a.U. 116

Bericht des Legionärs Hägar
über die Verteidigungssituation am Nordabschnitt des Limes
und Überhaupt....

Ave ‘s Cäsarche.
............ ................ mein Bericht
Erfreut euch heute sicher nicht.
Zur Lage: Ja, ich will es wagen
Sie ungeschminkt euch vorzutragen.
Am Limes hat man oft gehört
Ihr wüsstet nicht, was dort passört!
Denn wenn ihrs wissen würdet, dann,
Wär‘ alles gut. Und jeder Mann
Hegt einen Wunsch nur in der Büste:
Ach, wenn das nur ‘s Cäsarche wüsste!.

Ein ganzes Jahr steh ich jetzt schon
Auf Wacht für unsere Legion
Und trutz auf Posten, hoch im Norden,
Dem Ansturm der Barbaren-Horden.
Hart ist der Dienst und karg die Löhnung -
Das Gegenteil von der Verwöhnung
Wie sie bei euch im Hauptquartier
In Dürkheim ist der Standard hier.
Ihr sitzt schön warm in hellen Sälen.
Wir müssen uns dagegen Quälen
In dunklen, unbeheizten Zelten
Und in des Nordens Winterkälten.
Und die Verpflegung – hört‘s erschüttert:
Handkäs und Äppelwoi nur füttert
Den Legionär. Denn angeblicht
Gibt’s in der Gegend andres nicht.
Derweil im Hauptquartier, dem weichen,
Tut man ganz andre Sachen reichen:
Es spricht sich rum, bis an den Limes
Man atzt und labt hier nur Sublimes.
Uns geht’s am Limes nur beschissen.
Das müsste das Cäsarche wissen!

Wem es um Karriere geht
Besser auch nicht am Limes steht.
Befördert wird nur der, der häufig
Im Hauptquartiere ist geläufig.
Das schafft man nur, wenn man den Kampf
So meidet wie den Pulverdampf.
Wenn man stattdessen, gut gekleidet,
In Pfälzer Bädern fürbass schreitet,
Um mit den Mächt’gen, die dort handeln,
In Suff und Spiele anzubandeln -
So macht es Koi, Centurio,
Der ist nur in Bad Dürkheim froh.
Und weil er sich am Thron gern sonnt.
Sieht man ihn selten an der Front.
Verlebt im Süden schöne Stunden,
Tut große Krieger-Reden führn,
Läßt seine Rüstung sich verziern,
Um dann, in güldnem Ordensreigen
Beim Nachschub manchmal (!) sich zu zeigen.
Auch WeissGold der, ich glaub‘ man sieht’s,
Als mein Decurio gern mich striezt.
Gern er mir Arbeit überlässt
Und reist dann froh ins Heimat-Nest.
Macht, weil es weniger gefährlich
Als Imker dort sich unentbehrlich.
Er sitzt am Liebsten, weil verweichelt,
Zu Haus, wo er sein Bienchen streichelt.
Noch höh’re Räng hab‘ ich, bei Pön,
Am Limes ja noch nie gesehn.
Castizo kenn‘ ich, zum Beklagen,
Nur allenfalls vom Hörensagen.
Wen wundert‘s, wenn‘ch mich da entrüste:
Ach, wenn das nur ‘s Cäsarche wüsste!

Doch weiß ich ‘s Cäsarche hat’s schwer.
Die Bürokraten um ihn her!
Er muss, `s ist eigentlich zum Lachen,
Das meiste, schreibt er, selbermachen.
Weil seine Schreibstub, das ist Mist,
Wenn er sie braucht, in Urlaub ist.
Im letzten Jahr war’n Urkunden
Auf rätselhafte Art verschwunden.
Sein Charisma nur, sag ich frei,
Schützt ‘s Cäsarche vor Meuterei.

Durchgreifen sollt er, sich nicht zieren,
Und die Etappe reformieren.
Ich hab Verbesserungsvorschläge:
Wie wär’s, wenn man die Jungs bewege
Im Feld mit ihnen mehr trainierte
Sprung auf! Marsch, marsch. Dann weit marschierte.
Dann: Schänden, Brennen Plündern üben
Und so das faule Leben trüben.
Auch scheint mir Limes-Front-Verpflegung
Als vorteilhaft für die Bewegung.
Weil man so was zu viel an Masse
Durch Fitness-Hungern baldigst lasse.
Vom G‘wicht schätzt eh man die Legion
Auf zwiefach Mannschaftsstärke schon
. Tät man die alle rank verschlanken -
Die Truppe tät’s durch Kampfkraft danken
Und doppelt flöss der Edlen Schweiß -
Was ‘s Cäsarche jetzt endlich weiß!

Ihr wisst jetzt alles. Ich will hoffen,
Jetzt werd‘n Entscheidunge getroffen.
Es folgen harte Konsequenzen:
Vorbei mit Orden, Lorbeerkränzen.
Zukünftig zählt allein, in Gänze,
Der Limes-Dienst an unsrer Grenze.
Und die Etappe wird bald sanft
Von ‘s Cäsarche ganz eingedampft.

So fass ich für die Zukunft Mut:
Im nächsten Jahr wird alles gut!
Zumindest hoffe ich das sehr.

.......................gezeichnet Hägar, Legionär