Bericht des Legionärs Hägar a.U. 161

über die Verteidigungssituation am Nordabschnitt des Limes
und Überhaupt....

Ave Cäsarche,
                         große Gnad,
Ist mir zu Teil geworden grad.
Du hast mich -das sei hier erörtert
Zum em Dekurio jüngst befördert.
Und wie du siehst in deinem Glanz
Vergeh ich jetzt in Wonne ganz.

Ich hab ja nie geglaubt auf Erden,
Einmal Decurio zu werden
Und hatt mich darauf eingestellt:
Der Limes bliebe meine Welt:
Ein Bett mit Flöhen und mit Schaben:
Der Arbeitsplatz vorm Feind im Graben.
Und Legionär blieb ich forever,
Und höhren Rang, den gäb es never.

Doch jetzt steh ich, wie Hans im Glücke,
Plötzlich auf der Kommandobrücke
Und muss, ich tu sie öfters zählen,
Zehn Legionären stramm befehlen.
Bisher musst ich ja nur gehorche
Und dachte selten nur an morche
Jetzt muss ich kommandiern und lenken
Strategisch und im Voraus denken.
Mach mir en Kopp um vielerlei
Und brüte Tag und Nacht dabei
Wie ich die knappen Kräfte hier
Nach bestem Wissen optimier.
Und wie ich, tief im Westerwald,
Den Limes fürs Cäsarche halt.

Ich hab ja früher oft geschennt
Auf Hauptquartier und Regiment.
Auf alle diese trüben Tassen,
Die Legionäre machen lassen
Und selbst nur Spaß an Schlachten hätten
In Dürkheim, bei den Fest-Buffeten.

Ja nun: als simler Legionär,
Wo kräg mer da die Einsicht her?
Mer hat halt net den Überblick
Liegt mer in Limesgrabens Schlick
Guckt mit der Nas so gradeaus
Knapp übern Grabenrand hinaus.

Ich hab, ich sag‘s zu meiner Schand
En Princeps alt und schwach genannt. -
(Den Namen hört ihr nicht von mir
Castizo würd‘ da leicht zum Tier!)
Zu dusslig, um das Schwert zu fühn
Zu dämlich, um zu kommandiern.
Und selbst wenn’s stimmt, des blöd Gered -
So sacht mer solche Sache ned.

Ja, heute, da ich Offizer
Bereu ich solche Sprüche schwer.
Doch hättet ihr, auf mein Gewissen,
Mir damals Einhalt bieten müssen.
Denn, so wie früher ich geredt…
Ihr liebe Leut, so geht des net.
Ich wird das niemals toleriern
Das wird bald jeder Frechling spürn-
Die Leginäre müsse kusche
Und komme se net aus die Pusche
Dann mach ich sie zur selben Stund,
So schnell se gucke könne, rund.

Es liegt, ihr seht es, auf der Hand
Mit einem Ambt kommt der Verstand
Und höhre Einsicht fällt halt schwer
Ist man ein simpler Legionär.
Doch seit ich ein Dekurio bin
Erkenne ich den höhren Sinn
Der viele Leut in Dürkheim nun
Und was sie für‘s Geimeinwohl tun.

Ich weiß, die Mittel, die sind endlich
Und dass sie knapp sind, ist verständlich..
Das Hauptquartier, als Legitimes,
Das braucht halt mehr als die am Limes.
Klar, sieht man das mal energetisch
(Und nicht am Schreitisch theoretisch)

Dann muss ein Hirn mehr Kolorien
Als so ein dummer Muskel ziehn.
Das Denken fordert schon erheblich
Es frisst uns manchmal auf, buchstäblich.
Drum müssen Essen und viel Ruh,
Einfach zum Kommandiern dazu!
Die Stäbe müsse immer haben
Mehr als die Leut im Limes-Graben.
Die knappen Mittel , sag ich mir,
Lenkt besser man ins Hauptquartier,
Nach Dürkheim, wo’s Cäsarche liegt,
Der eh die besten Sachen kriegt.

Soweit so gut. Doch ohne Frage
Wollt ihr auch den Bericht zur Lage.
Denn ihr fragt bang: Hält denn im Norden
Der Grenzwall stand Barbarenhorden?
Wie steht‘s am fernen Limes-Ort,
Jetzt, da der Hägar öfters fort.
Wer schlägt zurück die Invasion
Fehlt dort des Cäsars bester Sohn?
Ob wir in falschen Richtung dachten
Als wir ihn zum Dekurio machten?
(Wo er jetzt sicher, unbeirrt,
Als Princeps einmal enden wird?)

Es sei euch diesbezugs Erhellung:
Mein Eheweib hält fest die Stellung.
Mit blanker Brust wird sie die Recken
Des Feinds am Limes-Graben schrecken.
Und schwer wird‘n die Barbaren klagen:
Sich mit dem Weib herum zu schlagen
Des ist der Horror, glaubt es mir
Ihr Simbel – nein: Helden! -hier im Hauptquartier.

Des war’s, was ich euch beim Appel
Berichte wollt vom Limes schnell.
Dir, Cäsarche, soll Meldung sein:
Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
Belohnung such ich nicht dafür,
Cäsarches Gunst ist alles mir.
Ich hoff‘, das macht dich richtig froh!
Es grüßt
                   Hägar, Dekurio