Gutenberg-Turney der Moguntia

Gutenberg

Ein Lichtschein grüßt uns aus der Dunkelheit,
So weit entfernt und dünn, kaum zu erkennen;
Entschwindet immer mehr im Raum der Zeit.
Doch noch verschlingt die Nacht nicht jenes Brennen;
Erinnert man, wer einst das Wort befreit,
Und weiß den Namen Gutenberg zu nennen.

Das Wort gibt Wissen. Wissen führt zur Macht.
Und Viele wussten nicht, in dunklen Zeiten.
Das Wort war Privileg, war gut bewacht,
Weil Handschrift nur und Sprache es verbreiten.
Der Buchdruck erst, der jenes Licht entfacht,
Konnt den Gedanken freie Bahn bereiten.

Es dauert lang, bis dieses Neue stach.
Doch übermächtig war der Drang zum Wissen.
Der alte Damm der Dunkelheit zerbrach
Von einer Spindelpresse Wucht zerrissen,
Aus derer Lettern Kraft zum Aufbruch sprach
Sie hieß der Neuzeit helle Fahne hissen.

Groß war die Tat. Er ahnte nichts davon.
Ihm ging die Sache schief, in voller Gänze.
Mit seinem Buchdruck, dachte er denn schon,
Es dämmern ihm nun neue, bessre Lenze.
Er hatte Pech. Ihm blieb davon kein Lohn
Und erst die Nachwelt flicht dem Helden Kränze.

Das Wissens fließt heut' als ein breiter Strom,
Wir haben da von mehr, als wir ertragen.
Sind Massenmedien auch der Zeit Symptom,
Schuf erst der Buchdruck ihre Unterlagen.
Auf Wissen baut die Freiheit ihren Dom:
Nur der, der weiß, kann neue Wege wagen.

Die Asche vieler Großer stob im Wind.
Längst ist ihr Name in der Zeit entschwunden,
Jedoch den Gutenbergs kennt jedes Kind.
Es weiß noch heut, dass er den Druck erfunden
Und seine Lettern jene Waffen sind,
Die der Gedanken Fesseln überwunden.

Staub deckt die Presse im Museumssaal.
Der sie erfand, musst längst sein Werk beschließen.
Die Lettern brüchig, deren Satz einmal,
Den Bibeldruck in Mainz entstehen ließen.
Doch bleibt der Name Gutenberg Fanal,
Das uns den Weg in unsre Zeit gewiesen.