gegen Adagio (247 Nauinheimbia Wettereiba aurea)

Hägars Tamagotchi

Bei einem Besuch des Dicken Turms a.U. 140 hatte Hägar ein Tamgotchi – damals große Mode – am Thron hinterlegt und gesagt, er würde es in Kürze wieder abholen. Adagio kümmerte sich rührend um das Tier, aber die Lebenszeit von Tamagotchis ist begrenzt. Als Hägar, durch unglückliche Umstände aufgehalten, im Folgejahr kam, um sein Tamagotchi abzuholen, war es verblichen und wurde ihm in einer Urne überreicht. Das führte zu diplomatischen Verwicklungen.
Der Begriff "Tamagotchiburg", der dabei zweitweise aufkam, hat sich gegen den "Dicken Turm" doch nicht auf Dauer durchsetzen können und findet nur noch bei Zeitzeugen gelegentliche Verwendung.
Das Duell fand am 1. im Lenzmond a.U. 141 im Dicken Turm statt.

Erster Hieb

Es ist meiner Natur zuwider, einen wehrlosen Gegner nieder-zumachen. Lasst mich deshalb nur, zu seiner Erbauung wie zu eurer, eine Geschichte erzählen.

Es war einmal ein Ritter, der war so gut und edel und sanftmütig, dass man ihn den weißen Ritter nannte. Der trug die Farben Blau und Gelb im Wappenschild, blau für den hellen Himmel über ihm und gelb für die Sonnenblume als Symbol seiner Hoffnung auf eine friedliche Welt. Er konnte unbewaffnet durch das Uhuversum reytten und alle Reyche, in die er einritt, freuten sich über seinen Besuch so wie heute Abend das hohe Reych Nauinheimbia. Dieser Ritter hatte auf seiner Reise bei sich ein kleines Tamagotchi, das ihm eine Fee einst als Begleiter geschenkt hatte. Seinem Tamagotchi hatte er, weil es so klein und putzig war, aber ziemlich dämlich, den Namen Adagio gegeben – (das ist italienisch und heißt langsam oder langweilig) – also Adagio, der Langweilige. Er spielte mit ihm stündlich und fütterte es halbstündlich und gab ihm zu trinken wann immer es piepend danach verlangte. Und zumindest Klein-Adagio ging ihm niemals auf die Nerven und er lebte glücklich und zufrieden.

Tamagotchi-Lied

nach dem Pony-Lied aus Feuerwerk (Burkhard)

Ich hab ein' kleines Tamagotchi.
Das sein so lieb und süß, sein wie ein Mensch beinah.
Es sein ganz gelb und heißt Adagio!
Ich sag ihm alles und es piepsen immer: Ja.
Wenn ich mal traurig bin, ich immer ihm erzählen
Und sein sich froh mein herz, dann freun sich beide wir.
Alles versteht mein Tamagotchi.
Mein Tamagotchi lacht und piepst mit mir.

Halbstündlich will‘s von mir so gern gefüttert sein
Und mach ich’s nicht, dann fängt es grässlich an zu schrei'n.
Frühmorgens macht es Piep Piep Piep an meinem Kopf;
Schon bin ich auf und drück‘ den Füttern-Knopf.
Es macht zur guten Nacht noch einen lauten Piep,
Bis ich ihm sage: Ja, ich hab dich schrecklich lieb.
Und wenn es träumt, dann träumt es wohl,
Dass ich die Stern' vom Tamagotchi-Himmel hol'.

Es war aber auch ein Ritter, den man den schwarzen Ritter hieß. Schwarz wie die Nacht war sein Rittermantel, schwarz war sein Bart und schwarz war seine Seele. Diesen schwarzen Ritter mochte niemand leiden und eines der ungelösten Rätsel ist es, wie er je eines Reyches Thron erklimmen konnte. Dieser schwarze Ritter neidete dem weißen Ritter sein edles Gemüt und sann darauf, wie er ihm Leids antun konnte. Eines Tages, als der weiße Ritter wieder einmal heiteren Gemüts in der Nauinheimben-Burg mit seinem kleinen Tamagotchi-Adagio saß, sprach er deshalb: Ach Lieber, lasse mir doch einmal den kleinen Adagio; ich will ihm wie meinen Augapfel hüten und darauf achten, dass ihm nichts passiert.

Der weiße Ritter, wie stets ohne Arg und an das Gute in im Ritter glaubend sprach: Ach lieber Freund (so hatte den schwarzen Ritter noch niemand genannt), ich muss ohnehin auf eine Reise aufbrechen, die lange und beschwerlich ist. Behüte du mein kleines Tamagotchi in dieser Zeit. Und er gab das widerstrebende Adagio an den schwarzen Ritter und ging auf eine lange Reise. Der aber drehte, kaum dass Hägar die Burg verlassen hatte, dem kleinen Tamagotchi den Hals um und tat den entseelten Körper in eine Glasurne und setzte sich wartend auf den Hochsitz seines Thrones, um sich an dem Schmerz des zurückkommenden Hägars – denn um diesen handelt es sich in dieser Geschichte - weiden zu können.

Hört die herzzerreißende Klage des Hägar, als er kam und das Schreckliche sah:

Abschied vom Tamagotchi

nach „Du liebes, treues Mutterherz“ (Träger)

Bevor ich auf Adagio traf hatt' ich ein Heiligtum
Das gab ich nicht für Edelstein, für Geld und eitel Ruhm.
Bei ihm war ich der Sorgen frei; es war so lieb und süß:
O, liebes Tamagotchi-Tier, du warst mein Paradies.

Hier in Nauinheimbias trutz‘ger Burg erlosch sein treuer Blick.
Hier starb es von Adagios Hand. Und mit ihm starb mein Glück.
Ich werfe mir bis heute vor dass ich dich ihm einst ließ.
O, liebes Tamagotchi-Tier, du warst mein Paradies.

Hier, wo mein Tamagotchi starb möchte ich begraben sein.
Ihm will ich meinen letzten Hauch, die letzte Träne weih'n.
Dann ruh ich dort, wo einst ein Herz mit Bangen mich entließ.
O, liebes Tamagotchi-Tier, du warst mein Paradies.

Und der weiße Ritter Hägar endete sein Lied und ließ das Schwert in der Scheide. Denn Adagio zu heißen, der Langweilige (und damit sei auch die Identität des schwarzen Ritters gelüftet) schien ihm Strafe genug.

Zweiter Hieb

Hägar ist nur ein einfacher Nordmann, dem die klassische Bildung des Adagio – dem Langweiligen – nicht mitgegeben worden ist. Adagio ver-mutet ohnehin, dass Griechische Mythologie für mich eine Art Knoblauchgericht darstellt und Olymp eine gute Kneipe. Wäre Hägar Adagio und Adagio Hägar– was Uhu verhüten möge, aber gesetzt den Fall... – dann würde Adagio, also Hägar jetzt in folgendem Gleichnis reden:

ΠΑΣΧΕ ΤΑΝΤΑΛΟΣ ΠΑΣΧΕ (Leide, Tantalos, leide)

Tantalos (herrschte zu Sipylos in Phrygien), einer von 254.367 unehelichen Söhnen des Zeus, war ein Liebling der Götter. Sie vertrauten ihm nicht nur ihre Geheimnisse an (er durfte mit ihnen an einer Tafel sitzen), sondern überließen ihm auch göttlich-schöne Kinder, ließen ihm beim Regieren alles überirdisch gut gelingen, gaben ihm also quasi treuhänderisch göttliche Fähigkeiten und deren Früchte. So auch Adagio, dem Hägar sein Tamagotchi überließ.

Aber Tantalos konnte mit dem ihm entgegengebrachten Vertrauensvorschuss nicht umgehen und fing an, „mannigfach gegen die Götter zu freveln„. Als verabscheuenswertem Höhepunkt des unwürdigen Umgangs mit ihm quasi anvertrauten, von den Göttern geliebten Wesen, schlachtet er seinen eigenen Sohn Pelops und setzt ihn bei einem von ihm organisierten Festmahl der geladenen versammelten Götterschaft als Hauptgang eines 5-Gänge-Menüs vor. Adagio dage-gen trieb es noch abscheulicher, indem er Hägars Tamagotchi erwürgte und es Hägar in einer gläsernen Urne zurückgab.

Aber er überschätzt sich natürlich! Außer dem etwas geistesab-wesenden Demeter (die in Gedanken an ihre geraubte Tochter Persephone versunken ist) und ein klein wenig am Schulterblatt knabbert, erkennen natürlich die anderen Götter den Greuel. Zunächst werfen sie die garen Stücke des Pelops wieder in einen Kessel und die Parze Klotho zieht ihn mit erneuter Schönheit hervor. Nur die von Demeter verzehrte Schulter fehlt, wird aber flugs durch eine elfenbeinerne ersetzt, was bei Hägars Tamagotchi mangels Schlüsselbein aber nicht möglich war, weshalb es nicht mehr zum Leben erweckt werden konnte.

Und es folgten die göttliche Strafen: „Endlich hatte Adagio das Maß seiner Frevel erfüllt, und von den Unsterblichen in den Hades verstoßen, wurde er von quälenden Leiden gepeinigt. Er erhielt von der Styxin einen Krug voll köstlichem Nass und das Quell spielte um sein Kinn, und dennoch litt er den bren-nendsten Durst und konnte den Trank, der ihm so nahe war, niemals erreichen. So oft er den Mund gierig ans Quell zu bringen suchte, entschwand, versiegend vor ihm die Flut, der dunkel dräuende Boden des Gemäßes erschien vor seinen Augen: ein Dämon schien den Krug ausgetrocknet zu haben.

Dazu litt seine Eitelkeit die grässlichste Pein. Er stand in der Rostra neben Hägar, dessen süßen und vollendeten Reden ihre Duft über sei-nem Haupte wölbten. Wenn er aufsah, schien diese Rede ihm als ob saftige Birnen, rotwangige Äpfel, glühende Granaten, liebliche Feigen und köstlich ergrünte Olivenbeeren ins Auge lachten; aber sobald er sehnsüchtig selbst sprechen mochte, so drückte eine göttergesandte Erregung, die plötzlich wie angeflogen kam, ihm die Zunge hinunter und er vermochte nur, blöde und gestammelte Ahs und Ohs hervor-zustoßen. Und so blieb es für alle Zeiten, bis heute.

Zu dieser Höllenpein gesellte sich beständige Todesangst, denn ein großes Ordensfest hing über seinem Haupte in der Luft und drohte unauf-hörlich, ihn unberücksichtigt zu lassen. So ward dem Verächter der Götter, dem ruchlosen Adagio, dreifache Qual, niemals endend, in der Unterwelt beschieden.

ΠΑΣΧΕ ΑΔΑΓΙΩ ΠΑΣΧΕ (Leide, Adagio, leide)

Aber Hägar ist ein einfacher Ritter aus dem Nordland. Ich würde lieber eine Geschichte vom Barden und Kämpfer Egil Skallagrimson erzählen, dem Helden meiner Jugend, nach dem ich meinen Ritternamen wählen wollte, bevor mir meine Töchter den Hägar verpassten.

Wegen eines schlechten Gedichts packte Egil Skallagrimson seinen Gegner Adago(!) an Nase und schwarzem Bart, riss ihm das Maul auf und rotzte ihm so gewaltig in den Schlund, so dass er fast daran erstickte. Und er stand auf und sprach (natürlich in altnordisch, dem Latein des Nordens):

Dreper thau Håreks Tamagotchi
Dreper han hurtig deg dårlige man.

Das heißt, frei übersetzt:

Ein Tor nur tötet das Tamagotchi!
Denn Hägar macht Hackfleisch aus solchem Hanswurst.