2. Hägars Bericht von der Überreichung des Fehdebriefs

  1. Man mag das bedauern oder nicht: über Krieg und Frieden entscheidet der Rt Hägar, sondern Reych und OR. Im Auftrag von Reych und OR und mit einem von Oberschlaraffat, Reychsfürst und Kantzlerambt unterschriebenem Fehdebrief bin ich also in der vergangenen Wochung zur Trutze Achalm aufgebrochen, mit harten Forderungen nach Rückgabe der durch den Rt Uff-Muck gestohlenen Knute, genugtun und der Auslieferung des Uff-Mucken an die Gyssen, zur seiner Bestrafung.

  2. Da meine Knappen und Junker mit der heutigen Junkernachtung vollauf beschäftigt und damit unabkömmlich waren, habe ich mir vom Ambstbruder bei unserer Mutter Nauinheimbia, den Jk Stefan als Schildknappen ausgeliehen.

  3. Mit ihm hinten auf meinem Roß sind wir die alte Heerstrasse gen Reutlingen gezogen, die bekanntermaßen über Unter Teck, Hohenschramberg und Hohenfreudenstadt führt. und haben in diesen Burgen jeweils eine Nachtungen Station gemacht.

  4. Überall wurden wir sehr hertzlich willkommen geheißen. Aber als die Reyche gar hörten, mit welchem Auftrag und mit welchem Brief im Gepäck wir unterwegs waren, kannte die Begeisterung kaum Grenzen. Ja, sagten alle, es wäre auch höchste Zeit, dass einmal einer käme und frechen Reutlingern aufs Haupt schlüge, so wie sich benähmen im Sprengel. und am liebsten würde man mitziehen und deren Burg gemeinsam verheeren. Nur, die Reutlinger wären halt ziemlich übelnehmerisch und man wüsste auch nicht, ob sie vielleicht doch wieder hoch kämen nach Fehde und Verwüstung - oder sich zuvor mit den Gyssen gar akkordierten, was ihnen auch zuzutrauen wäre - aber dummerweise hinderten dringliche Reychsgeschäfte ohnehin das Mitmachen und man wünschte uns viel Glück und wir sollte unser Reych von allen uhu-hertzlich grüßen.

  5. In der Trutze Achalm ritt ich also ein mit gesegelter und verschnürten Urkundt. Muss dazu sagen, dass wir, in Ermangelung eines dekorativen Reychssiegels, an die Urkunde eine von uns zuvor eigenhändig gefexte blau-gelbe Reychsbommel gehängt hatten zum größeren Eindruck. Außerdem hatte ich mir diese Reychsbommel an die Rüstung befestigt und die Trutze Achalm wissen lassen, dass die Gyssener bei ernsthaftigem Auftritt und bei Fehde immer diese Reychsbommel anlegten, was großen Eindruck gemacht hat.

  6. Ich überreichte dem Fungierenden den Fehdebrief und er bat mich, ihn zu verlesen. Da hättet ihr die Reutlinger sehen sollen, wie sie erschraken. Holten auch sofort den Uff-Muck vor den Thron und befragten ihn streng. Er versuchte natürlich allerlei Ausreden, aber als der Fungierende ihm die Daumenschrauben zeigte, gestand er, wenn er auch behauptete, er hätte die Knute unmittelbar nach der Ursippenfeyer, wo sie verschwand, unter dem Thron deponiert im guten Glauben, das so richtig zu machen.

  7. Ging dann etwas hin und her, weil einige Sassen dort meinten, besser Krieg als schmählich nachgeben und sah ich mich schon schmachten im Burgverließ, bis mein Reych kommen und mich befreien würde und dabei die Achalmburg sicher verwüstet hätte. Aber der weise OI Nautikus machte dem ein Ende, gab mir meine Knute zurück und ließ dem Uff-Muck die Rüstung vom Leib reißen, ihm ein schmutziges Sträflingshemmed antun und ins Burgverließ werfen. Wurde er mir auch am End der Sippung übergeben, dass ich ihm mitnähme zur Gyssen-Burg.

  8. Hätte er aber nicht überlebt bei der Kälte, an der Kette hinter meinem Roß mitzulaufen und sich so der Strafe entzogen. Bat darum, ihn gegen Ehrenwort freizulassen, dass er sich am 26. im Hornung in der Hessenburg dem Reych stellt und wird der Oi Nautikus und andere Ritter mitkommen und Besänfftigung dazu anbieten, was ein Pastetchenessen sein soll in der Achalmburg im Wonnemond mit Versöhnung.

  9.  ich dem Reych Trutze Achalm nur sagen, dass ich damit zufrieden wäre, aber über Fehde oder Frieden entscheidet das Reych, was ihr damit tun könnt. Habe ich mein möglichstes getan, dass alles im Guten endet, wie unser Reychsfürst gewünscht.

  10. Am Tag danach bin ich den Neckar abwärts gezogen und im Reych Hohentübingen eingekehrt. Hatte aber vergessen, die Reychsbommel abzunehmen und als die guten Hohentübinger - die zahlreich in der Trutze Achalm dabei gewest - die sahen, erschraken sie und fragten ängstlich: Was, Hägar bringst Du uns? Haben wir Euch verärgert und ist es so ernst? ich beruhigte sie aber, dass wir die Reychsbommel auch trügen, wenn wir besonders liebe Freunde besuchten, und so hatten wir einen schönen Abend zusammen und ich soll Grüße bestellen und bald wieder kommen - natürlich mit der Reychsbommel.