Der neue Kellermeister

Mit dem Beginn der Winterung a.U 135/136 trat Rt Walnuß das neu geschaffene Ambt
eines Kellermeisters der Hessenburg an. Es verwundert nicht, dass der Truchseß mit
diese neumodischen Ämbtervermehrung scharf ins Gericht geht.

Der Herbst ist da - bunt werden nun die Blätter.
Vorbei die warmen Tage, Badewetter;
Vorbei die die Zeit der Sommerherrlichkeit -
Das strenge Regiment ist nicht mehr weit.
Schön war die Sommerung - sie ist genossen.
Die Wirtin trägt jetzt wieder hochgeschlossen.

Das Laub wird bunt, die Bäume sind halt eitel.
Der Ritter auch, zieht wieder seinen Scheitel
Und holt aus seinen sommer-staub’gen Kisten,
Unmassen Blech, um prächtig sich zu rüsten.
Und wandert wieder froh zur Sippungsstund'.
Der Herbst ist da - schon wird er prächtig bunt.

Nur einer lässt sich von dem Tand nicht trügen
Und lebt, um seinen Pflichten zu genügen:
Es harrt der Truchseß ab sofort in Eis und Sturm
Uhus auf unsre Hauses hohem Turm.
Erleuchten ist sein Ambt und seine Kunst.
Ohn' ihn wär' aller Throne Tun umsunst.

Man hat die Sommerzeit genutzt, gefext, gedichtet,
Manch goldnes Wort gedrechselt und gewichtet.
Auch kühnen Reim möcht' mancher fröhlich wagen
Um ihn von hoher Rostra später vorzutragen.
Wer sich nur sonnte, hat es nunmehr schwer.
Wer noch nichts einfuhr, erntet jetzt nichts mehr.

Und auch der Truchseß hat die Zeit genutzt:
Der Burgturm leuchtet, prächtig neu verputz,
Auch innen räumte man ihn leer
Und fand, den Burgvogt wundert’s se hr,
Den neuen Gang, der abwärts führen täte
Zu einem Keller voll von Lethe.

Man meint, das hätt' der Thron gerochen,
Denn in den letzte Wintrungswochen
Ernannte man einen - ach wie heißt er? -
Jetzt hab ich`s wieder - Kellermeister!
Was ja doch Quatsch gewesen wär,
Gäb's in der Burg kein' Keller mehr.
So kommt hinfort in Sippungsstunden
Gutes von oben wie von unten:
Von oben kommt des Uhus Leuchten,
Von unten bringt man Wein, den feuchten.
Der Truchseß bringt die Weisheit nieder -
Der Kellermeister trübt sie wieder.

So wird, was man als Truchseß schafft,
Von Kellermeisters weggerafft.
Doch gibt`s der Truchseßleute zween,
Des Kellermanns gottlob nur een.
Der Schaden, den er so kredenzt,
Bleibt so begrenzt.

Ich tue gerne meine Pflicht,
Bring euch, mein Freund, des Uhus Licht.
Es hebe Euren trüb-profanen Sinn,
Zu unsres schönen Reychs Gewinn.
Lasst euch darum den Abend nicht verdrießen
Von Walnuß' Lethe, jener häufig miesen.

Nein, fanget an, mit Kraft und frischem Schwung,
Führt uns in diese neue Winterung.
Sprecht uns von Freundschaft, Kunst und von Humor,
Sippt uns erleuchtet und mit Allmacht vor.
Doch eilet nun, bevor die Zeit verrinnt.
Den Vorhang hoch! Ein neues Spiel beginnt.