Gebeugte Herrlichkeit

Der Walnuss¹ blickt sich um im Saal,
Den Truchseß er dann herbefahl,
Und jener, dienstbeflissen-heiter,
Kam auch und dachte sich nichts weiter.

Jedoch so einfach war da nix.
Der Walnuss sagte strengen Blicks:
Da ja des Reyches Leuchte ich,
Befehle ich dir: beuge mich!

Dem Truchseß deucht dies gar kein Glück.
Er scheute vor der Tat zurück
Und sprach: Euch ungebeugten Ritter
Zu beugen, das wär' allzu bitter!

Doch Walnuss sprach: Das ist mir wurscht.
Mach zu, sonst gibt's nichts für den Durscht!
Dies Argument leuchtete ein,
Der Truchseß war ein Freund von Wein.

Der Walnuss, er darauf begann.
Des Walni, Genitiv sodann.
Dem Walno, Dativ, wie man's nennt.
Den Walnum, deutsch hat's so ein End.

Latein ich aber weiter kann es:
Walno - vermittels dieses Mannes.
Und wenn man ihn mit Nachdruck rief,
Dann Walne! mit dem Vokativ.

Dies war die Einzahl, sprach voll Freud,
Nun Walnuss, jetzt ganz Herrlichkeit.
Und soweit war es auch ganz fein.
Setzt uns nun noch den Plural ein!

O nein! Der Truchseß wankt entsetzt.
Viel fehlt nicht, und er wär' entwetzt.
Ein Walnuss reicht uns schon im Haus!
Doch mehrere hält keiner aus.

Der Walnuss knurrte nur: Ja, ja!
Und tröstet sich mit dem Aha.

(frei nach Christian Morgenstern)


¹Oberschlaraffe des Äußeren des Reyches Zu den Gyssen