1413. Sippung - Ursippe Fidi

I.
Als Ritter Hägar lobesam
Einst in die Burg der Gyssen kam,
Lässt er sich froh im Sessel nieder
Und denkt erfreut: "Da bin ich wieder.

Es war wieder schwere Wochen,
Müd' und kaputt sind meine Knochen.
Ich hock' mich jetzt in meine Ecke,
Mich kümmert heut' nicht Knapp', nicht Recke,

Den Abend will ich friedlich schlafen."
Wer gönnt das Hägar nicht, dem Braven?
Gleich macht er seine Augen zu
Erwartend Sippungs-Schlaf und Ruh'.

Doch da! Es naht Hexagoras
Und fragt erfreut "Was ist denn das?
Frei ist der Platz des Ritters Florus,
Der Gute fehlt in unsrem Chorus.

Ihr kriegt, wonach so viele dürsten,
Den Ehrenplatz beim Sprengelfürsten."
Aus ist es mit der Schlaf-Entfaltung,
Denn unser Fürst liebt Unterhaltung!

Und die –'s weiß jeder Rittersmann –
Strengt halt den guten Hägar an.
Der freundlich lächelt, wie fast immer,
Und denkt: "Es ginge wirklich schlimmer!"

Doch da – erhebt man sich am Thron
Und ruft: "Da ist ja unser Sohn!
Kommt, Hägar, eilt herbei, oh eilet,
Zu unsren Füssen kurz verweilet.

Nehmt hier entgegen diese Bilder
Von euch, damals wart ihr ein Wilder."
Und weiter tönt es, gnadenvoll:
"Habt hiermit auch das Protokoll!

Und bringt es bitte noch heut' Abend.
Den Thron erfreu'nd, die Sassen labend."
Man heuchelt Freude, so wie immer,
Und denkt: "Nun wird's wohl nicht mehr schlimmer!

Papier her, weil ich schreiben will."
Doch da stört ihn ein laut's Gebrüll:
"Gäste zur Vorburg. Schwertergasse!"
Schon strömt's hindurch in Glanz und in Masse.

Der Thron grüßt freudig einen jeden.
Da steh'n sie vorne schon und reden.
Und solche lauten Schnattertanten
Sind Gift für den Protokollanten.

Doch Hägar schreibt schon Seite vier,
"Das Schlimmste liegt wohl hinter mir,"
Denkt er. Schon bittet man zur Pause
Und Hägar stärkt sich mit der Jause.

II.
Es kommt der Sippung zweiter Teil.
Der Cermoniale treibt zur Eil'.
Schon hört man es vom Throne dröhnen,
Mit Versen, die die Stunde schönen.

Und schon ertönt ein frohes Lied,
Das unsern Sinn zur Höhe zieht.
Schon heben sich die Weinpokale,
Schon wird es stimmungsvoll im Saale,

Schon rüstet man den Stuhl der Ehre,
Den bald der Jubilar beschwere.
Wo man den Freund will ehren heut',
Was diesen sicherlich erfreut.

Es geht der Ritter Ebigon
Zur Rostra hin. Da steht er schon
Und wohlgesetzt trägt er nun vor,
Dem Sinn schmeichelt's wie dem Ohr.

Hexagoras mit güld'nen Worten
Bringt einen U-hur-sippenorden.
Zitiert sogar noch Zaratostra
Zu Ehren Ritters Fifi nostra.

Die Gratulanten nehm'n kein Ende,
Der Jubilar drückt viele Hände.
Ein feierliches Zeremoniell.
Dem Protokoll-Mann geht's zu schnell.

Denn er soll laben, singen, hören,
Das kann den Tapfersten verstören,
Wenn auch viel Eloquenz sich zeigt.
Nur einer sitzt am Thron und schweigt:

Freund Fidi ist's, dem viele Sassen,
Zum ersten Mal die Hände fassen.
Dort sitzt er, zwischen Zepter und Schwert
Und fühlt sich – ein bisschen – heimgekehrt.

III.
Wer alt wird in des Uhus Neste,
Der feiert dort die schönsten Feste.
Besonders feierliches macht sich
Dort breit, wird mal ein Ritter achtzig.

Doch ist man jung, wie der hier fext,
Dann ist das wirklich wie verhext:
Da kann man sich auch müh'n und plagen,
Man kriegt nicht Gold noch Glanz zu tragen.

Der einz'ge Ehren, die ich seh'
Ist ab und zu das NAP.
Wobei mich das heut' aber ehrt.
Denn, wenn mir Uhu es beschert,

Freund Fidis Ehr'ntag zu bedichten,
Dann, Freunde, klage ich mitnichten.
Die Meinung kann ich wiedergeben:
Man kann doch schlimmes erleben.

Damit nun Schluss. Hägar hat Ruh'.
Freund Fidi, meine Hand! Lulu!