1430. Sippung - Gleybergfest

Ritterschlag an Junker Wolfgang

Am 16. im Lenzmond a.U.132 wurde Junker Wolfgang zum Ritter
Pepp de Flaps geschlagen. Kleiner konnte ahnen, welchen
unerwarteten Verlauf Gleybergfest und Ritterschlag nehmen würden.
Hägar hatte sich mit Freuden bereiterklärt, das nichtambtliche Protokoll
beim Ritterschlag seinen Patensohnes als Blitz zu übernehmen.

I.
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da
Die Nacht ist da, dass was gescheh'!
Ein Schiff ist nicht nur für den Hafen da,
Es muss hinaus, hinaus auf off'ne See.
Und auch ein Ritter ist nicht da,
Dass er zu Hause hockt.
Statt dass er aufbricht, mit Hurra!
Wenn Gleybergs Feste lockt.
Ja, wenn zur holden Frühlingszeit
Am Holz die Knospen sprießen,
Dann ist es wieder mal so weit:
Auf geht's, zur Nacht in Giessen.

Auch Hägar tut der Gleyberg locken.
Er macht sich eilig auf die Socken
Um dort in Uhu zu versinken,
Zum sippen und zum Lethe trinken.

Und außerdem hat er gehört,
Man will den Wolfgang schlagen
Und das erfüllte den Recken wert,
Mit tiefem Wohlbehagen.
Denn Wolfgang, Hägars Patensohn,
Ist reif für Schläge lange schon.

Man sagt ihm dann, ach, ist das bitter,
Das Schlagen Wolfgangs sei zum Ritter.
Geht vor Enttäuschung zwar beinah' –
Bleibt dann, weil er nun einmal da.
Und setzt sich nieder zwischen Massen
Herbeigereister andrer Sassen.
Dort harrt er dann mit frohem Sinne,
Dass Gleybergs Ritterschlag beginne.

II.
Da steht er nun, der Gyssen Thron,
Gekrönt mit Ritter Ebigon.
Des Reyches Truchsesse sind da,
Sie kleiden ihn mit dem Aha.
Der wirkt auch schnell: Er schaut erhaben
Und lässt den Saal erst einmal laben.
Dann tut die ersten Grausamkeiten
Er mittels NAP bereiten.
Ja, jeder Thron hat seinen Negar.
Heut ist es halt der Ritter Hägar. –

Als trüg' der nicht genug der Bürde
An dieses Reychs Truchsessen-Würde.
Was, wie ihr sicher alle wisst,
Das wichtigste der Ämbter ist
Und schon alleine manchen Mann
Gewaltig überfordern kann.
Doch, scheint der Hägar auch zu kochen,
Es hilft nix. Ebi hat gesprochen.
So schreibt er gleich ins Protokoll:
"Am Gleyberg war es heiß und voll.
Man stand sich ziemlich auf den Füssen,
Der Thron tat alle herzlich Grüßen,
Verteilt ringsum ein huldvoll' Lachen.
(Was soll er auch sonst and'res machen?)

Man sieht dabei so manchen Freund,
Dem Freund in Herzlichkeit vereint.
Denn Viele Sassen trifft man nur
Hier oben in der Gleyberg-Flur.
So sah man heute den Frappant,
Den meisten noch entfernt bekannt.
Dass ihn der Nie-Gefehlt dann trifft,
Hat's manchen Jüngeren verblüfft.
Die Alten, mit der Weisheit Schimmer,
Die wissen: früher kam er immer.
Die Worte wurden viel gewechselt,
Mal schlicht und einfach, mal gedrechselt,
Und alle freu'n sich scheinbar sehr.
Schlaraffenherz, was willst du mehr?

Das Ahnderl kam in Eisenrüstung.
Stellt sich an unsres Thrones Brüstung
Und spricht, wie sonst der Hamlet spricht;
"Bin ich es, oder bin ich's nicht?"
Er ist es , merkt man, Gott sei Dank,
Zuletzt war er am Fuße krank,
Doch jetzt ist er, gesund, zurück.

Der OK Stückche schwimmt im Glück.
Er bringt zunächst zu unsren Ohrien,
Des Gleybergs älteste Historien.
Doch jeder lauscht ihm mit Geduld.
Denn er wird schließlich, voller Huld
Verleihen Titul, Glanz und Ehr'.
Und was erfreut Schlaraffen mehr?
Doch, eines bringt fast mehr Genuß:
Des ersten Sippungsteiles Schluss.
Rasch öffnet man die Fensterlein,
Lässt frische, gute Luft herein
Und das erfreut die Meisten mehr
Als Ordensglanz und Titul-Ehr'.

III.
Ein Lied von donnernder Gewalt
Zum Ritterschlagen nunmehr hallt
Und schallt ins weite Land hinaus.
Im Hof hält man's nur mühsam aus.

Dagegen kommt ohne Mühe an
Herrlichkeit Walnuss' gewalt'ges Organ.
Parat spielt zum Glück dann mit leisen Tönen
Singt von Kunst und Pflicht, die das Leben uns schönen,
Und von allem, was Uhus Güte uns gab.
Von einem zum anderen wandert der Stab,
Und entführt uns, es lässt sich nun einmal nicht ändern,
Fort zu des Uhus Wunderländern.

Doch Hägar kann seine Gedanken kaum raffen,
Da heißt es schon wieder: "Truchsesse, schaffen!"
Die Wallstatt schmücken und vorbereiten,
Den Chef mit Hermelorum zu kleiden.
Es hilft nichts: Man ist Truchsess und muss parieren.
Aber: entweder das, oder protokollieren!
Dabei muss man, solang sie die Junker erhöhen
Zu allem Überfluss auch noch stehen.
So halt ich kurz fest, der Nachwelt zum Wissen:
Feierlich war's, wie stets bei den Gyssen
Und Walnuss Rede tat Hägar berühren –
Nur: er stand und konnte nicht protokollieren.
Sprach der vom steilen Weg, den man wählen soll:
Den geht Hägar schon, mit dem Protokoll.
Und sagt er: Freund dem Freunde bleiben –
Fällt das schwer, bei so viel Schaffen und Schreiben,
An's Protokoll hat keiner gedacht
Das Licht im Saal wurde ausgemacht,
Im Dunkeln ist nämlich gut Ritterschlagen!
Doch muss ich anerkennend sagen,
Als dann die Lampe wieder brannt',
Stand einer da im Ritterg'wand.
Wie tat das unsern Wolfgang schönen!
Man wird sich schnell daran gewöhnen,
Wie an den Namen, Pepp de Flaps.
Na schön, 's gab ja auch mal 'nen Raps.

Man lauscht dem Wort des Sprengelfürsten,
Nach dessen Weisheit alle dürsten.
Ich fand es aber sehr gewagt,
Was unser Sprengelhäuptling sagt:
"Im Zweifel wählt den Ritt hinaus,
Bleibt nicht bei eurem Weib zu Haus!"
Und Hägar dachte, recht verstört:
Gut, dass die Burgfrau das nicht hört.
Man kennt ihn zwar als ohne Forscht,
Doch seiner Holden ist das Worscht
Und auch ein Duellant, ein schlimmer,

Verliert zu Hause leider immer.
Neu-Ritter Pepp, er dankt gerührt,
Zeigt sich dabei als Hägars Patensohn:
Schon wird der Pate vorgeführt.
Man bringt den Handschuh, und da fliegt er schon.

Ach, Pepp!
Man weiß, dass die, die etwas klein geraten,
Ersetzen Größe gern durch Giftigkeit.
Sie streben Tag und Nacht nach Heldentaten
Und suchen mit den größten Recken Streit.
Ganz wie mein Hund, der auch zur Höh'rem strebt
Und's Bein am liebsten an der Eiche hebt.

Nun, wackrer Pepp, mir ist das wirklich recht.
So habe denn dein blutiges Gefecht.
Ihr werdet sehen, was das Ganze bringt,
Wenn ihr zerteilt von Hägar nieder sinkt.
Und eigentlich tut ihr mir jetzt schon leid.
Das wird 'ne ziemlich kurze Ritterzeit.

IV.
Die schönste Nacht, sie kommt zum Ende.
Ihr Ritter, reicht euch nun die Hände.
Ja, Freunde, labt und liebt und lacht
Und lobt das gnädige Geschick:
Die Nacht, bei Gleybergfest verbracht
Bedeutet Seligkeit und Glück.

Seid bei der Burgfrau ihr zurück
Und bei ihr eingeritten,
Erzählt von dieser Nacht voll Glück
Hier, in der Freunde Mitten.
Ich überleg' seit langer Zeit:
Wo liegt die größ're Seligkeit:
Bei ihr – oder doch bei Uhu?

Ich weiß es nicht. Gut' Nacht! Lulu.