1545. Sippung - Gleybergfest

Die Erhebung von Jk Frithjof zum Ritter Atta-Troll
Stück in drei Akten mit Pro- und Epilog sowie einer Widmung

Die Sippung fand am 18. im Lenzmond a.U. 136 statt.

Widmung
Gewidmet sei dies Protokoll
Dem neuen Ritter Atta-Troll!
Dass er am nächsten Gleyberg-Tag
Es selber einmal schreiben mag.
Ich hörte ihm dann gerne zu
Und hätte einmal meine Ruh'.

Prolog
Schlaraffen, hört das NAP
Vom Gleyberg-Fest des heut'gen Tages.
Das NAP, nun ja, wer krag es?
Der, den ich öfters damit seh'.
Des Reyches und des Thrones Negar,
Der gute, dienstbereite Hägar.

Jedoch, ich führe nicht Beschwerde,
Denn irgendeiner muss ja schließlich.
So lächelte ich matt und süßlich,
Als mir der Thron das Ding verehrte
Und sprach: "Mein lieber Thron, mit Freuden!"
('s wär auch durch "Nein!" nicht zu vermeiden.)

Denn, lang' bevor das Fest gerichtet,
Ging schon ein Aufschrei durch die Massen:
"Zum Gleyberg-Fest, o Gyssen-Sassen,
Da komm'n wir nur, wenn Hägar dichtet.
Wer der der NAP-Lust fröhnt
Und so den Gleyberg-Abend krönt."

Mir sagt zwar die Bescheidenheit,
Die mir als Truchseß sehr zu eigen,
Ich sollte nicht so offen zeigen,
Dass mich der Ruf des Volkes freut.
Doch Chronik kann nicht unterdrücken,
Was dem Chronisten zum Entzücken.

So hört denn, was am heut'gen Abend
Des Hägars Adleraug' erspäht,
das, wenn etwas danebengeht,
Erpicht ist, es notiert zu habend.
Denn läuft es glatt, ist das zwar toll,
Doch fällt nichts ab für's Protokoll.

Bericht
Erster Akt
Den Thron erleuchtet Hägar zwar.
Doch gab es nix zu laben.
Da kam ein Einfall, wunderbar,
Nur Ebi konnt' den haben:
Das Abendlied wird jäh gestoppt.
Der Thron trinkt, und ist wie gedopt,
Ruft "Ehe" laut und fröhlich,
Wie sind die Sassen selich.
Und donnernd steigt des Klanges Rest
Hoch aus dem warmen Uhu-Nest.
Der Thron, erleuchtet, weiß halt gutt:
Wat mutt – dat mutt.

Der Ritter Pepp, trotz schwerer Jugend,
Besitzt er Kraft und Geist und Tugend.
Er strebt nach Ämbtern noch umsunst.
Doch heute macht des Thrones Gunst
Ihn zu den Reyches Bannerträgar.
Wie freut sich da sein Pate Hägar.
Denn so ein Ambt hat sein Gewicht:
Wer schaffen muss, der streitet nicht.
Für unsern Pepp ist das ganz gutt:
Wat mutt – dat mutt.

Es tönten die Fanfaren laut,
Was auch die Nachbarschaft erbaut.
Doch sieht man untern Bläsern viel,
Auch einen Ritter in Zivil.
Ein Mann der Asciburgi
Ist heute ohne Koffer da.
Wer sucht, der findet, sagt das Wort.
So sucht der Sasse fort und fort.
Hat er's gefunden fragt man schlicht?
Ich weiß es nicht.
Wenn nicht, dann sucht er lange gutt:
Wat mutt – dat mutt.

Schon ist der erste Akt zu Ende,
Der Aha geht in andre Hände,
Doch deshalb trauert Ebi nicht.
Nein, was ihm fast das Herze bricht,
Ist der Ehe – denn der muss weiter.
So ist das auf des Lebens leiter:
Erst Überfluss, dann Trockenheit.
Wie tut mir unser Ebi leid.
Doch Lümmel, der ihn krag, hat's gutt:
Wat mutt – dat mutt.

Zweiter Akt
Im zweiten Akte kommt sodann
Des Gyssen-Reyches Ahnherr an.
Das heißt, er hätte kommen sollen.
Auch hätt' er gerne kommen wollen,
Doch hat er einen Bruch gehoben
Und schaffte nicht den Weg nach oben.

Wer kann für ihn die Rede halten?
Nun ja, man fand bald einen Alten,
Es ist des Gleybergs Kellermeister,
Vom Turme unten, Walnuss heißt er.
Von Lethe recht gut konserviert,
Hat schöne Reden er geführt.
Mich aber störten dabei seine,
Entblößten, unrasierten Beine.
Drum weiß ich nicht mehr, 's sei geklagt.
Was er gesagt.
Ist er als Ahnherr noch mal dran,
Hat er, so hoff' ich, Hosen an.

Dritter Akt
zu Ehren des jungen Rittes Atta-Troll
in Heine'schen vierfüßigen, ungereimten Trochäen
In dem Saale, vor den seinen,
Steht Freund Stückche, der fungiert.
Hebt den Aha, den gefüllten,
Ruft "Ehe!", wie Ebi vor ihm.

Aber in der Nähe schwindet
Diese Pracht. Und wie bei andern,
Irdischen Erhabenheiten,
Täuschten dich die Lichteffekte.

Hägar schreibt dabei besessen,
Oft gestört von Don Psychote,
Den Oho, so geht das manchmal,
Auf den Nachbarplatz geschmuggelt.

Premje, auf der andern Seite,
Aber ist, wie ich's mir wünsche:
Döst den ganzen Abend friedlich,
Beim Ehe-Ruf etwas schreckend.

Ritterschlagen. Es durchschauert
Feierliche Sassen-Massen.
Dort marschiert des Reyches Jugend
Ein. Nur mangelhaft der Gleichschritt.

Lang und oft hat Ritter Walnuss,
Der profan einst Oberstleutnant,
Ihn geübt mit jenem Haufen.
Doch es sind halt Zivilisten.

Junker Frithjof, in der Blüte
Seiner Jugend bester Jahre,
Tritt zum Thron, der zwar erleuchtet,
Doch nur schwach beleuchtet sitzet.

Heller wir es, als die Junker,
Fackeln tragend einmarschieren.
Heller wird's auch Junker Frithjof,
Der das Gipfelglück empfindet.

Und er sinkt auf's Knie, da vorne,
Hat den Ritterschlag empfangen.
Als er wieder sich erhoben,
Wählt er seinen Ritternamen.

Atta-Troll will Frithjof heißen,
Nach dem teutschen Bären-Tiere,
Dessen Leben, dessen Taten,
Heinrich Heine hat beschrieben.

Wer war dieser Att-Troll?
Hört, zitiert aus jenem Werke,
Das sich unser junger Ritter,
Überlegt, zum Vorbild wählte:

Blüte autochthoner Bildung,
Liebt er nur die Muttersprache,
Lernte niemals den Jargon
Der Hellenen und des Römlings.

Frisch und frei und fromm und fröhlich
Ist verhasst ihm alle Seife,
Luxus des modernen Waschens.
(Wie dem Junkerchef Paroli.)

Atta-Troll – Tendenzbär; sittlich,
Religiös, als Gatte brünstig,
Durch Verführtheit von dem Zeitgeist
Waldursprünglich Sanskülotte.

Sehr schlecht tanzend, doch Gesinnung
Tragend in der zott'gen Hochbrust,
Manchmal auch gestunken habend.
Kein Talent, doch ein Charakter!

Atta-Troll - ein schöner Name.
Recht die Hand mir, junger Recke.
Lasst durch Uhus Welt uns streifen,
Blaue Blumen glücklich pflückend.

Epilog
So geht, ihr Lieben, nun nach Haus
Und ruht von diesem Abend aus.
Denn alle, die hierher gekommen,
Die sind jetzt sicher mitgenommen.
Den Gleyberg rauf, den Gleyberg runter -
Wir Oldies bleib'n da nicht so munter.
Hält es in Schwung uns auch die Glieder,
Es ist ein einz'ges Auf und Nieder.

Auch der Fungier'nde stand mal oben,
Um Uhu und das Reych zu loben,
Mal unten vor des Thrones Stufen,
Um neue Ritter auszurufen.
Und demonstriert, so gut er kann:
Das leben gleicht der Achterbahn.
Vivat! Er mache nur nicht schlapp.
Regieren ist ein Auf und Ab!

Und Atta-Troll, grad frisch erhoben,
Weiß kaum, was unten und was oben.
Sein Stand: erst niedrig, dann erhöht.
Man sah ihn knie'n, nicht, wie er stöhnt.
Parolis Fittichen entrissen,
Wird er's jetzt selber richten müssen.
Er merkt, kaum dass er Ritter knapp,
Auch hier geht's immer Auf und Ab.

Kommt gut nach Hause, liebe Freunde,
Grüßt euer Reych und die Gemeinde!
In eurer Heimburg dann, Schlaraffen,
Werft Rüstung ab, legt weg die Waffen,
Und euch, vom Gleyberg-Stresse mager,
Auf euer warmes Ehelager.
Wo euch die liebe Burgfrau dann
Aufpäppeln und erbauenn kann,

Bis wieder ihr bei Kräften seid.
Was stets noch jede Burgfrau freut,
Der man sich wieder zeigen kann,
Als stets bereiter Rittersmann.
Auch hier das gleiche Bildnis wieder:
Es ist ein ewig Auf und Nieder.

Ich schließe hier das NAP,
Obwohl ich viele Dinge seh',
Die ich noch sagen könnte.
Doch fordert jetzt die Uhr Tribut
Und deshalb sei es hiermit gut.
Ich bin damit am Ende.

Doch eh ihr mich jetzt fertig macht:
Das Eine sei euch noch gesacht:
Muss man ein NAP verfassen,
Fühlt man sich von Uhu verlassen.
Man schreibt dann eifrig, unbeirrt,
Und weiß erst nachher, ob's was wird.
Mal ist man gut, mal ist man schlecht,
Mal war es falsch, mal ist es recht,
Mal tröppelt's nur, mal kommt's in einem Schwapp.
Hier, wie im Leben: 's ist ein Auf und Ab.