1832. Sippung - Urs und Erb

Erb, Urs und Ehrenritter

In dieser Sippung erhielten der Rt Cor-Vet die Erb-, die Rt Frappant und Peu à Peu die Ursippen-Würde, und der Landgraf Mickefett (Marpurgia Chattensis) wurde Ehrenritter des Gyssen-Reyches. Letzteres war insofern eine Besonderheit, als bisher die Regel gegolten hatte, dass Landgrafen nicht mehr Ehrenritter werden können.
Zum Ende der Sippung spielte Rt Tremolino sehr schön auf dem Seufzerholz, begleitet von Ben Remoldus (beide Bochumensis).
Hägar erhielt das NAP ohne Vorwarnung, es entstand in der Sippung und wurde an deren Ende als Blitz vorgetragen.

I.
Der Gyssen Junkermeister hat es schwer:
Muss Vorbild sein für junge Nachwuchs-Sassen.
Er soll des Uhus Geist versteh'n und fassen
Auf dass er den an seiner Junkertafel lehr'.
Schön ist das Ambt. Doch drückt mich's ziemlich rüde.
Und darum bin ich meistens auch so müde.

Als hätte Gyssens Junkermeister hier
Der Lasten nicht auch so genug zu tragen,
Hör ich den Thron zum Überflusse sagen:
"Nichts Besseres wüssten wir heut', als wenn ihr,
Freund Hägar, uns erfreut mit einem Protokoll."
Toll!

II.
Ein Uhu-Reych will häufig Sassen ehren
Und hat dafür der Gründe gut und viel:
Der eine kann den Sinn des Spiels erklären,
Der andre tat den Reychsschatz kräftig mehren,
Der dritte viele Reyche mit Besuch beehren,
Der vierte spielt ein ganz besondres Spiel.
Und alle hab'n "besondere Verdienste",
Um Uhu, Reych und alle schönen Künste.

Einst hatt' auch ich – man staune – was gekriegt,
Was schwer und gülden mir am Halse liegt.
Die Burgfrau frug mich: "Wofür war denn das?"
Ich sagte ihr, vor lauter Hochmut blass:
"Man gab's mir für besondere Verdienste!"
Worauf sie grinste.

Schaut: keine Ehrung kann sich mit der messen,
Die nicht verdient, nein, die man sich ersessen.
So darf man schon nach fünfzehn kurzen Jahren
Den Titul "Erb" als eigenen erfahren.
Wer dann noch zehen Jahr sein Reych erfreut,
Sippt "Ur" für seine ganze weitre Zeit.
Und das sind nur der Leiter erste Sprossen!
Denn weit're werde schritt für Schritt erschlossen
Und feierlich in jedem Reych begangen.
In Feyern, prächt'gen, bunten und sehr langen.
Dort sammeln sich die Sassen dann in Heeren
Um solchen Freund zu feiern und zu ehren.
(Und meistens ist die Hoffung auch dabei
Auf Atzung, reichlich, gut und frei.)

So war's auch heut im Reyche Zu den Gyssen.
Wo man der Recken drei hat ehren müssen.
Da war zum ersten der Baron Frappant.
Im Uhuversum mehr als hier im Reych bekannt.
Dass kann für Peu-a-peu so wohl nicht gelten:
Man sieht ihn überall im Uhuversum – selten.
Da sieht Cor-Vet, der dritte, anders aus,
Als Ausritts-Meister fehlt er mehr zu Haus.

Zweimal Ursippe, einmal Erb gibt's gleich.
Da strömt's aus nah und fern ins Gyssen-Reych.
Man hofft halt stets, der Jubilare Reigen
Wird sich mit irgendwas erkenntlich zeigen.
Ließ drum das Abendbrot zu Hause sein
Und stellt sich freudig auf was Bessres ein.

Wär' die Burg kleiner, könnte sie die Massen
Von Eingerittenen gewiss nicht fassen.
Wer zählt die Ritter, kennt die Namen,
Die heute hier zusammenkamen?
Die schönsten aus des Uhus Land -
Ich hätte alle gern genannt.
Jedoch der Thron hat's mir verboten.
Die Laudationes waren schon zu lang.
Man schlug mir kräftig auf die Pfoten:
"Beschränkt euch auf die wesentlichen Noten!
Berichtet, was der Thron heut schönes sang. "

Denn jeder weiß eh, wer heut angedockt,
Von Hoffnungen und Hunger angelockt -
Und Reden, die uns heut wie stets betören,
Die mag man stets und immer wieder hören.
Doch leider klappt das nicht. Versteht's, ihr Lieben.
Es ging zu schnell. Ich hab' nichts mitgeschrieben.

Nur eines möchte ich dazu noch sagen.
Erlaubt mir, dieses ganz kurz nachzutragen.
Zum Essen gab's, man fand es generös,
Brot, Senf und kalten Leberkös.

III.
Im Gyssen-Reych galt lange und bis jetzt
Ein altes und ein ehernes Gesetz:
Es kannte hier ein jeder Freundesrecke
Nicht die Majors- , nein, unsre Landgraf-Ecke.
Landgraf – als letzte Sprosse der Beförd'rungsleiter.
Selbst Karrieristen kamen da nicht weiter.

Seit heute gilt das alles nun nicht mehr:
Das freute einen alten Recken sehr.
Er ritt als Landgraf ein, schied aber dann
Als frisch erhöhter Ehren-Rittersmann.
Ja, Mickefett hat es mit Recht getroffen.
So steht ihm Giessens Himmel doch noch offen

Die andern mögen sich derweil gedulden –
Ein solcher Aufstieg braucht halt seine Zeit.
Besucht uns oft, seid nett, gebt öfters Runden –
Und irgendwann ist's dann – vielleicht – soweit.

IV.
Was alles sonst sich heute zugetragen:
Wer heut' fungiert, wer Truchseß war und vieles mehr –
Wir euch der Marschall nächsten Freitag sagen.
Das gibt ein NAP nun mal nicht her.
Es ist ein Schlaglicht nur auf einen Abend,
Wo Freunde Freunden freudig zugewandt.
Ein Abend, stimmungsvoll und reich und labend.
Ein Abend in Schlaraffias Wunderland.

Und als ein Seufzerholz am End' erklungen,
Das unsre Herzen seltsam angerührt -
Als es sein wundersames Lied gesungen,
War jeder tief im Innersten berührt.

Selbst Hägar. hör' und staune, Gyssen-Reych.
War plötzlich ganz gefühlsbewegt und weich.
Am Ende will er drum nur eines schreiben:
Ich bin Schlaraffe. Will es ewig bleiben!