an Rt Affetto zu seiner URS-Feyer am 29. im Lenzmond a.U. 160

Schlaraffen, und in Sunders ihr, Rt Affetto der Musengänger, hört!

Die Würdigung für Rt Affetto kann ich leider nicht selbst vortragen und überlasse dieses deshalb dem Rt Nest-Leer. Ich denke, es ist ein reizvoller Gegensatz, wenn er in seiner nüchternen Art meinen Text vorträgt.

Rt Nest-Leer ist ja ein Mann der Hauptsätze: Subjekt – Prädikat – Objekt: Affetto ist Ursippe. Punkt. Ich bin aber zuversichtlich, dass er, mein ehemaliger erster Junker Wolf, bei dessen Erziehung und der seines Mit-Knappens 145, dem späteren Junker Burkart und heutigem Rt Affetto, ich zwei Knuten verschlissen habe, von denen er, zur Freude des Rt Affetto, bis heute drei der verbrauchten Riemen stolz auf seiner Rüstung trägt, dieses schaffen wird. Soviel zugleich zur schlaraffischen Erziehung des Rt Affetto an meiner früheren Junkertafel, die ihn bis heute prägt.

Eine Ursippenfeier ist Gelegenheit, weniger zum Verlesen von Lebensdaten, sondern zum Rückblick auf eine gemeinsame, schöne Zeit und die vielen kleinen Ereignisse, die in der Erinnerung zusammengesetzt, nicht nur zur historischen Wahrheit werden, sondern, final betrachtet, die logische und folgerichtige Entwicklung eines Freundes zum heutigen End- und Höhepunkt sind.

Ich bin einem sonnigen Vormittag zur Vorbereitung dieses Rückblicks durch die bildschöne Landschaft des Hintertaunus in den Ort Ober-Quembach gefahren, in dem Affetto sein Piano- und Wohnhaus hat. Hier träumt seit vielen Jahren eine Schar munterer Schlaraffen um Rt Affetto herum von der Gründung des Reyches Quembachia (früher Ober-Quembachia, aber wir wollten das Einzugsgebiet erweitern). In jedem Sommer findet in der Heimburg Affettos ein Stammtisch der Quembachia statt, der uns der Verwirklichung dieses Traums näherbringt. Wobei ein Traum besser ein Traum bleibt, denn Realität und Schock sind Geschwister und das müssen die Träumer stolzer Reyche nach der Sanktion leider oft erleben.

Nun ist die Heimburg des Rt Affettos wirklich eine Burg, rückseitig strategisch günstig am Hang gelegen und sie steht mauerumringt und mit schwerem Eichentor hin zur Straße überaus wehrhaft da. Aber - das Tor steht immer offen und man geht einfach hindurch in Hof und Haus und ruft nach Affetto. Und, wie der Herr, so’s Gescherr, kann man hier zutreffen sagen. Auch Affetto wirkt ja bei der ersten Begegnung eher verschlossen, was nun wirklich nicht seine Art ist.

Ich saß dann bei Affetto in der gemütlichen Stube mit der niedrigen Decke und dem tiefen Querbalken (Vorsicht Kopf! – das wäre auch ein guter Rittername für ihn gewesen), vor dem warmen Bollerofen und er bereitete umständlich seinen vorzüglichen Espresso auf seiner altertümlichen Maschine zu. Ganz wie früher, als die Junkertafel hier sozusagen über viele Jahrungen hinweg und lange über den Ritterschlag Affettos hinaus ihr Außenquartier aufgeschlagen hatte und Junkernachtungen und Turneys vorbereitet oder einfach nur zusammensaß. Ich habe bei meinem Besuch nur die beiden adipösen Katzendamen von damals vermisst, die nach Frauenart immer miauten, um durch die verschlossene Tür gelassen zu werden, nur um kurz darauf das Spiel von der anderen Seite her aufs neue zu beginnen. Es gibt schon gute Gründe, warum Rt Affetto in seiner Burg heute alleine lebt.

Bevor ich eine erste Frage stellen konnte, sagte Affetto (Originalton): Bitte, mach deine Ansprache kurz! Nur, um mir dann ein dickes Konvolut mit Unterlagen seiner profanen und schlaraffischen Laufbahn zu geben und eine Stunde lang ohne Punkt und Komma zu reden und zu erzählen. So ist er nun einmal, wie wir ihn schätzen: sehr bescheiden, aber sich zugleich seines Wertes durchaus bewusst. Wobei seine Bescheidenheit auch nicht so weit geht, dass er es nicht merkwürdig findet, dass das Reych Ob der Dill, in dem er wöchentlich das Klavizimbel spielt, an seinem Ehrenabend eine profane Jahreshauptversammlung ansetzt, statt in der Hessenburg vollzählig anzutreten.

Ich will es also, seinem Wunsch entsprechend, im Folgenden kurz machen und jetzt nur an wenige Wegpunkte zurückdenken.

In den Junkernachtungen, die er mitgestaltete, zeigte der Knappe 145 und spätere Junker Burkart neben seinem musikalischen Talent durchaus Mannesmut. So hat er in einer dieser Nachtungen, mit Papierhelm auf dem Thron fungierend, den Reychsfürsten Ebigon nach vorne bestellt, zusammen mit dem Hofnarren Pepp. Unser Reychsfürst stand ja über den Gesetzen und neigte dazu, laute Kommentare zu allem abzugeben, was nach seiner Auffassung nicht im Einklang mit Spiegel, Ceremoniale, Hausgesetzen und gutem Brauch stand. Affetto nahm Pepp den Narrenstab ab, überreichte ihn Ebigon und verkündete, dieser dürfe fortan mit seinem, Affettos, Segen als Hofnarr jederzeit frei und ohne Meldung das Wort ergreifen. Es ist nicht überliefert, ob Ebigon sich gefreut hat. Es gibt nur ein Video dieser Szene (übrigens auf meiner Homepage zu sehen), auf dem Ebigon zwar ob dieser Majestätsbeleidigung keine Miene verzieht, aber sich den vollen Ehe greift und ihn in einem Zug leert. Er hat sich aber später gerächt: nach der Verlesung der Ritterarbeit des Jk Burkhart „Kontrapunkt in Schlaraffia“ (einer Betrachtung über moderne Kunst und eigene Bilder), hat er sich an den Flügel gesetzt, disharmonisch in die Tasten gehauen und dann triumphierend zu Affetto gerufen: Das ist moderne Kunst.

Zu der fehlenden Furcht vor Thronen muss ich noch erwähnen, dass es auch Jk Burkhart war, der unserem Reychsfürsten das Fliegen beibrachte - bzw. ihm Flügel verlieh. Wie manche heutigen Würdenträger war auch Ebigon der Auffassung, auf die von den Hausgesetzen vorgeschriebenen Krähenfedern am Helm verzichten zu können. Bei einer Jäger-Junkernachtung, u.a. zusammen mit dem späteren Rt Halalilodri gestaltet, überreichte Affetto mit launigen Worten an Ebigon ein Paar Krähenfedern, die dieser ohne Murren an seinen Helm steckte und bis zum Ende trug.

Der Strom der Erinnerungen fließt und der Text wird zu lang. Es muss deshalb unerwähnt bleiben, dass Affetto als Klavierlehrer der Kinder seines späteren Paten Rt Winhardt den Überredungskünsten der Burgfrau Anneliese erlag und uns zusammen mit Winhardt besuchte, um sich das wenigstens einmal anzuschauen. Die Folgen sind bekannt. Wenn es einen Schlaraffen unter uns gibt, der eine erstaunliche und anfangs gewiss nicht so vorhersehbare, glanzvolle Karriere in unserem Bund gemacht hat, dann ist es Rt Affetto. Welch ein Kontrast: an Anfang bekam er den Mund kaum auf und war, vorsichtig ausgedrückt, zurückhaltend. Am letzten Samstag in der Stadthalle der Kolonie-Gründungsfeyer in Homberg schritt ein selbstbewusster, würdiger älterer Herr und Ritter zum Flügel im Festsaal und griff in die Tasten: Affetto!

Nicht eingehen kann ich auch auf seinen Werdegang, beginnend mit der verlängerten Grundschule bei seinem profanen Lehrer-Vater bis hin zu seinem Studium der Energie- und Wärmetechnik, Musik und Kunst mit über 29 Semestern. Nur die Dummen studieren kurz (sagt Affetto)! Ihr werdet also auch nicht erfahren, dass der Knabe Burkhart zwei Klavierlehrerinnen verschliss bevor es der dritten gelang, dem widerstrebenden Knaben etwas beizubringen, wofür wir ihr als Schlaraffen deshalb heute dankbar sein müssen.

Rt Affetto und Schlaraffia haben sich gegenseitig befruchtet und verändert. Ihn hat Schlaraffia, wie mir das erscheint, aus einer durch familiäre und berufliche Probleme gewachsenen Zurückgezogenheit geholt. Ich denke im Rückblick auf früherer Zeiten gerne daran, dass ich damals abends einfach mal reinschauen konnte, um einen Espresso und Rotwein mit ihm zu trinken – das ist lange vorbei. Die Heimburg Affetto steht heute an Wochentags Abenden leer. Montag: Ob der Dill, Dienstag: Wetiflar, Mittwoch: Nauinheimbia; Donnerstag: Marpurgia und Freitag: zu Hause im Gyssen-Reych. Immer! Er ist unverzichtbar als Zimbelmeister in den umliegenden Reychen und mit vier Ehrenhelmen geht er heute lässig an seinem alten Junkermeister vorbei, der keinen hat.
Blöd – aber schön!

Ritter Affetto ist mir und seinen Freunden, ein immer anregender und angenehmer Spielkamerad gewesen, der bei allem mitmacht, den man wegen seiner zurückhaltenden Art aber gelegentlich unterschätzt. Er hat sich in Wahrheit zu einem schlaraffischen Schwergewicht entwickelt, das in seinen Reihen zu wissen das Reych Zu den Gyssen stolz und glücklich machen darf.

Mögen uns noch viel gemeinsame Abenteuer in fröhlichen und besinnlichen Stunden beschieden sein, auf die wir dann, unter der niedrigen Decke eurer Wohnstube, vor dem Bollerofen sitzend, zurückblicken können. Euch, Ritter Affetto, gilt zu eurer Ursippenfeyer von eurem alten Junkermeister Hägar ein respektvolles und von Herzen kommendes Lulu.