Ahnherr auf dem Gleyberg a.U. 157

Mutter-Tochter-Sippung mit dem Reych 335 Wetiflar am 12. im Lenzmond a.U. 157

(liest von einem Pertgament ab)
Ich grüße euch, Herren und Ritter, allhier,
Die zu Gleybergs Feste gekommen.
Euer Glanz und Kampfsmut, die blenden mich schier –
Bin davon fast völlig benommen.

In der Gruft, wo ich ruh‘, ist finstere Nacht.
Weshalb nur mit schmerzhaftem Brennen,
Mein Aug‘ sich gewöhnt an das Licht und die Pracht
Und ich kann euch nur langsam erkennen.

Wenn so zwei gewaltige Reyche hier stehn
Muss der Gleyberg wahrlich erbeben!
Ich schätze mich glücklich euch bei mir zu sehn.
Will Hände und Gruß euch gern geben.

Ich hörte, dass Mutter und Tochter im März
Einen Bund - wie immer? - erneuen.
Dass liebliche Frauen uns Aug‘ und Herz,
Wie auch holdeste Maiden, erfreuen.

Und Ihr auf dem Throne! Ihr strahlender Held!
In Weisheit und Herrlichkeit glänzend.
Zu dem sich die edelsten Scharen gesellt
Und den Uhu schier selber begränzet.

Ein herzlich Willkommen euch allen bereit
Zu freudig und festlicher Runde.
Es sah der Gleyberg noch nie alle Zeit
So edelste, herrliche Runde.

(schaut sich suchend und zweifelnd um und auf seinen Sprechzettel)
Hab ich etwa die falsche Rede parart?
Der Gruftschreiber Blödsinn geschrieben?
Ich wär, wen es stimmt was sich mir offenbart,
Als die Helle nicht mehr für‘s Auge zu hart,
Lieber unten im Keller geblieben

Der Kerl, dem ich kürzlich den Auftrag diktiert,
Ein Begrüßungswort abzufassen,
Der wird für den Quatsch den er mir produziert
Ohne Frist, ohne Gnade, entlassen.

Nur Männer im Saale? Das ist doch die Höh‘!
Wo sind Mütter und Töchter, die Süßen?
Nichts zum Flirten und Lieben, wie ich das seh‘ -
Hab‘ zu früh mich gefreut auf‘s Genießen!

Denn was blickt mein Aug‘, schau ich mich hier um
Nicht einer, dem Reize zu Eigen.
Statt Mütter und so sitzen Kerle herum,
Von Jungfrauen völlig zu schweigen!

Und keiner der nicht ohne Übergewicht
Dem die Rüstung nicht mächtig rundet.
Und das kommt, weil euch, anders geht das ja nicht,
Nicht der Kampf – nein, das Wohlleben mundet.

Es wundert mich, wie ihr die Burg so erreicht
Und den steilen Gleyberg erklommen
Bei all‘ unsren Ahnen! Da sind mir vielleicht
Die richtigen Krieger gekommen!

Ja, der Feind, stünd‘ der gegen euch in die Schlacht,
Er zittert‘ vor solchen Titänchen!
Ihr führt besser dann, statt ein Banner mit Pracht
Ein gut sichtbares, weißes Fähnchen.

Wie hatt‘ ich auf schöne Zerstreuung gehofft!
Im Keller, dem dunklen, dem Untern.
Den Liebe und Leidenschaft gibt’s dort
Die morsche Knochen ermuntern.

Bin gern jetzt auch wieder zur Gr
Wer weiß, ob bei Lieb‘ und Verführen,
Die Glieder, die steifen, nach so langer Zeit
Nur halbwegs noch funktionieren.

Und du, langer Kerl, auf dem Thronsitze dort -
Ich tat da vor Zeiten regieren! -
Dir reich ich die Hand mit viel Beileid zum Tort
Eine solche Truppe zu führen.

(reicht dem Fungierenden die Hand)
Doch kommt ihr mal wieder, so sagt, ist die Bitt‘:
Zuvor mir, was soll denn geschehen -
Und bring ein paar Weiber zum Spielen mir mit!
Dann dürft‘ ihr mich gnädiger sehen.

Und da ihr schon hier seid, so bleibt nun zu Gast
Lasst Speise und Lethe euch munden.
Tragt ritterlich euerer Bäuche Ballast. -
Und bis Mitternacht seid ihr verschwunden!