Mundart-Turney a.U. 148 (Nauinheimbia)

Handkäs, Musik und Äppelwein

Mit dieser Fexung nahm Hägar am Mundartturney um den Handkäsorden des Reyches Nauinheimbia Wettereiba aure teil.

Der echte Hesse liebt allein
Handkäs, Musik und Äppelwein.

Der Himmel ist, bild ich mir ein:
Ein Meer von lauter Äppelwein
Inmitten schwimmt ein Eiland, des
Ist durch und durch aus gutem Käs.
Und über allem schwebt Musik.
Das wäre des Hessen höchstes Glück!

Als Bub schon hat man, ungelogen,
Mit Handkäs man mich großgezogen.
’s war Krieg. Doch mir ging wenig ab.
Obwohl die Milch e bissi knapp.
Mei Mama hungert zwar, wie alle,
Doch nit auf ihren Kopp gefalle
Gab sie mir Handkäs statt die Brust.
Das war mir gleich die größre Lust.
Noch heute lieb die Käseleiber
Ich mehr als alle Brust und Weiber.

Die Musik tat mich später lehren:
Sie hebt den Käs in höh’re Shpären.
Mit Zwibbel, Essig, Öl - was immer
Kriegt der, erst gelb, en golden Schimmer
Und der Geschmack nimmt jetzt Gestalt.
Ja, wer das mag, der mag das halt!
Man wird vom Duft davon erbaut,
Noch, wenn der Käs schon lang verdaut.

An Äppelwein, ich denk’s mit Stöhnen,
Musst ich mich mühsam erst gewöhnen
Der schmeckt so sauer und so fremd,
Zog aus der Hose mir das Hemd.
Ich steckt es immer wieder rein
Und glaubte halt, das müsst so sein.
Doch, man gewöhnt sich an die Chose,
Des is so, wie mit volle Hose:
Am Anfang zwar unangenehm,
Merkt man bald, warm ist’s und bequem.
Und der Geruch? Du liebe Zeit!
Den merke nur die annern Leut.

Ja, man gewöhnt sich an Genüsse
Und möchte sie bald nicht mehr misse.
Und schließlich nimmt man, irgendwann,
Die Eigenschaft der Dinge an.
Der Duft von Käs und Äppelwein
Zog mir in alle Poren rein.
Ist wem auch nicht geheuerlich:
Ich riech halt etwas säuerlich.
Ein edler Duft von Handkäs zieht
Mir stets um Körper und Gemüt.

Mei Lisbeth wollt ich überrasche,
An Ostern, mir die Füße wasche.
Im Eimer dampfte schon das Wasser
Ich hat gerad, es kommt noch krasser,
Die Socke mir vom Fuß geschnitte.
Da rief die Lisbeth: „Schatzi, bitte,
Hast du en Handkäs angeschnitte?
Es richt so stinkig und so würzig,
So puddelig und goldich fürzig!
Ich komme gleich bei dich bei eruff.
Mir geht ja grad des Herzche uff.
Ei, wart e bissi, iss mei Bitt;
Ich bring en Bembel Eppler mit,
Dann könne mir zwei beiden süßen.
Den Ehestand so recht genießen.“
Auf einmal war die Körperpflege,
Der guten Absicht sehr im Wege.
Und deshalb ließ ich's lieber beiben.
Man muss es ja nicht übertreiben!
So riech ich weiter vor mich hin,
Weil ich der Lisbeth hörig bin.
Und Lisbeth tut den Duft der Füße
Bis nächste Weihnachten genieße.
Sie is die Härteste im Städche,
En echtes goldig Hessemädche.

Ich könnt noch stundelang erzähle,
Doch was soll ich euch weiter quäle.
Der hat schon alles mitgekricht.
Der meinen Handkäs-Odem riecht,
Ich wüsst noch viele anner Sache.
Doch will ich euch nit neidisch mache.
So kriegt ihr leider heut nix mit,
Von den Gerüchen, die im Schritt,
In Achselhöhlen, grad bei Nässe,
Dem Kenner melden: Da, ein Hesse!

Kommt, Freunde, ihr ins schöne Hessen
Gibt vieles Gutes es zu essen.
Der Kenner schätzt des Landes Küche
Und ihre Folgen, die Gerüche.
Der Hesse aber liebt allein
Handkäs, Musik und Äppelwein.