Turney um den Gluckullusorden (Nackig Anna) a.U. 165 (Nauinheimbia)

Solo für Trompete und Bratsche

Es naht der Lenz, die Zeit der Hochgefühle,
Wo alles steigt und blüht und mächtig drängt.
Es geht der Winter und mit ihm die Kühle,
Die Herz und Sinne uns so sehr beschränkt.

So war im dicken Turm (einst) ein Trompeter,
Dem Lenz und Drang in alle Glieder zog.
Wie ein Soldat, so stramm und aufrecht steht er,
Erblühend in des süßen Lenzes Sog.

Auch beim Trompeten spürt er neue Kräfte:
Der Druck erhöht sich, raus fliegt, was verstopft.
Das Herz geht über und mit ihm die Säfte:
Er tutet laut - und die Trompete tropft.

Es musst hinaus, er konnte nicht verstummen,
Sein Instrument vor Emotionen krächzt.
Dies hat die junge Bratscherin vernummen,
Die, weil es lenzt, nach Liebesklängen lechzt.

"Vorbei das Winter-Solo", sprach die Schöne,
"Es naht ein Bote neuer, bessrer Zeit,
Geübt im Spiel und Meister süßer Töne."
Sie war mit Wonnen zum Duett bereit.

Nun rasch, die Instrumente aus den Hüllen 
Und auf! An’s Werk! Zur Seligkeit als Ziel. 
Die Beiden hofften, jeder ganz im Stillen,
Auf ein besonderes Zusammenspiel.

Doch liebt sie’s klassisch - was er ja nicht wusste -
Und was er konnte, war ihr schlicht zu schlicht.
So endet die Begegnung denn im Fruste,
Denn mehr als Blasen konnt' er leider nicht.

Nichts hielt sie von improvisiertem Spielen,
Ihm waren Noten, Ständer nicht zur Hand.
Die schönste Technik führt zu keinen Zielen,
Wird sie im falschen Stücke angewandt. 

Trompeter, lern und lass dich nicht betrüben,
's kommt neuer Lenz, 's kommt neue Maienzeit
Bis dahin nimm Gelegenheit zum Üben:
Mit mehr Gewicht auf Fingerfertigkeit.