gegen Ho-Tschi-Bumh (76 Francofurta)

gegen Ho-Tschi-Bumh

Thema und Anlaß:
Unter den Teppich wird nichts gekehrt

Bei einem Besuch bei den Gyssen entwendete Junker Bodo aus der Fancofurta eine kleinen Teppich mit eingewebtem Uhu, um ihn nach allerlei Geplänkel hin und her zwischen den beiden Reychen im Beisein seines Junkermeisters Ho-Tschi-Bumh und der gesamten Francofurta-Junkertafel feierlich und gereinigt zurückzugeben. Der Gyssen-Junker Hans geißelte in einer Fexung diese Tat und brachte dabei das Reych Francofurta in Zusammenhang mit dem Begriff „uhu-finster“. Darob mit Fug und Recht erbost, warf der 77-jährige Ho-Tschi-Bumh den Handschuh dem für die Taten des Junkers Hans verantwortlichen Gyssen-Junkermeister Hägar vor die Füße und erschien kurz darauf in der Gyssen-Burg, um den Händel auszutragen.

1. Hieb

Ach! Darf man nie in Frieden leben.

Weil es dem Nachbarn nicht gefällt?
Man will zu Kunst und Oper streben.
Und danach manchmal einen heben
Schön sie manchmal, unsre Welt.
Doch einer dreht oft alles um:
Man kennt ihn: Ritter Ho-Tsch-Bumh.

Er lebt in Francofortas Gauen.
Die Stadt erreicht er auf der Flucht.
Aus Mahgrebinien abgehauen
Weil er zu ungeschickt beim Klauen
Hat man ihn steckbrieflich gesucht.
Lebt jetzt mit seinem Sippenbandel
Von Unzucht, Vieh- und Teppichhandel.

Frankfurts Probleme sind nicht ohne:
Man hat zu wenig Personal.
Ein Ambt drum jedem Uhu-Sohne
So ziert ein Wetterfrosch des Reyches Throne.
Und Ho-Tschi-Bumh war Junkermeister-Wahl.
Er Junkermeister. Glaubt man’s noch?
Den Bock zum Gärtner. Frankofurta hoch!

Der Gute läßt nicht lang sich bitten
Das was er kann - der Jugend wird’s gelehrt.
Und das sind lauter schlechte Sitten
Er plaudert in der Junker Mitten
Was so ein schöner Teppich wert
Des Reyches Nachwuchs – er ist stolz darauf -
Treibt er im Bahnhofsviertel auf.

Und die sind von der gleichen Sorte.
Hauptsache: niedrig und gemein
Stehn Frankofurtas Junker an der Pforte
Verschließt man seinen Schatz an sichren Orte
Und lässt sie nur mit Vorsicht ein.
In Giessen hätte man sich nicht gezügelt
Die Prüfling hätt’ man hier schwarz gekügelt.

Doch einer sticht hervor mit tollen Zügen
Und einer Seele schwarz wie dunkle Nacht.
Mal klaut er einen Teppich mit Vergnügen.
Auch einen Junkerdolch lässt er nicht liegen
So ganz wie’s ihm der Meister’s vorgemacht.
Grad stahl er – und was gabs für’n Krach
Die Unschuld einer Maid aus Offenbach.

Doch jener Junker, Bodo heißt er,
Macht nur, was Ho-Tschi ihm zeigt.
Ist ganz ein Abbild von dem Meister.
Untugend klebt so fest wie Kleister
Und Gutes, Wahr’s und Schön’s nur langsam steigt.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Da passen zwei zusamm!

Wie anders ist’s im Gyssen Reych.
An Hägars Junkertische
Dort übt die Jugend Kampfmoral
Liest Spiegel und auch Ceremonial
In voller geist’ger Frische.
Vor allem kriegt man eingeblaut
Dass man nix klaut.

Einst lag im schönen Gyssen-Reych
Vor seines Thrones Stufe.
Ein Teppich–Kleinod, schön und weich
Im Uhuversum war nichts gleich!
War von gealt’gem Rufe.
Neid herrscht in andren Reychen. Nebbich:
Wegen dem schönen Giessner Teppich.

Das wurmt natürlich Ho-Tschi-Bumh:
Der will den Teppich haben.
Denn, was von Wert, voll Farb und Kraft
Und was sich leicht zusammenrafft
Daran will er’s sich laben.
(Und später ihn, so ist das Leben
An einen Hehler übergeben.)

Er sprach zu Junker Bodo laut:
Der Gyssen-Teppich wird geklaut!
Gesagt, getan. Sie ritten ein
Wie tat sich Gyssen arglos freun.
Der Plan tat einfach gehen:
Ho sprach sehr laut und viel und frisch
Und Bodo griff den Teppich sich
Wie’s keiner hat gesehn.
Weil Gyssner halt – so ist das eben
Auf einen Gast nicht Obacht geben.

Doch dann fiel’s auf. Denn aller Glanz
War aus der Burg entschwunden.
Bald schwamm das Reych in Tränen ganz
Denn ohne Teppich war kein Glanz
Es blieben triste Stunden
Der Thron, erhellt, sah dass ganz klar:
Es Ho-Tschi-Bumh gewesen war.

Der Junker Hans, der dieses sah,
Dem ging das ganz entsetzlich nah.
Laut rief er: Oh, das macht man nur
In uhufinstren Reychen.
Teppich klaun und dergleichen.
Kaum konnt ihn Hägar da noch zügeln.
Er wollt sich mit dem Unhold prügeln

Doch Ho-Tschi-Bumbh erkennt sogleich:
Dies Spiel hab ich verloren.
Und drum erzählt er schnell dem Reych
Dass er den Teppich wunderweich
Weil er so schmutzig ohne gleich
Zur Reinigung erkoren.
Und ihn, weil rein gemacht, er dächte
Zurück ins Gyssen-Reych nun brächte.
(Dem Interessenten wird man eben
Ein andres Hehlerstück dann geben.)

Dann schlägt er auf den Junker ein
Scheint fast vor Wut zu flennen.
Wie kann so frech nur einer sein
Und „uhufinster“ und gemein
Das schöne Frankfurt nennen.
Und deshalb fordert zum Duell
Er Junkermeister Hägar schnell.

Denn Angriff ist, mit frischem Mut,
Die beste Abwehrwaffe.
Ja, das weiß Ho-Tsch-Bumh sehr gut.
Und ist vor Ärger auf der Hut.
Erfahren als Schlaraffe.
Doch helfen wird’s ihm diesmal nix.
Denn hier durchschaut man ihn halt fix.

Und auch bei Hägar ist er recht
Da kriegt er was gesungen,
Es geht ihm gleich erbärmlich schlecht.
Und ist er froh und selbstgerecht
Als Tiger losgesprungen.
So landet dieser Uhu-Sohn
Als Teppich vor dem Gyssen-Thron.

Ach, Ho-Tschi-Bumbh, verlass den Pfad
Der Schurken und Verbrecher!
Bereue deinen Übermut.
Dann wird dir Hägar wieder gut
Und ist nicht mehr der Rächer.
Dann reicht er dir die Hand zum Lohn
Als Freund, der treu und wert.
Nur – untern Teppich vor dem Thron
Wird hier von keinem Uhu-Sohn
Etwas gekehrt.

2. Hieb

Der zweite Hieb entlarvt der Kämpen Schwächen.
Denn jetzt muss man den Gegner schließlich mördern
Und ihn, der waidwund nun, final zerbrechen
Ihn ganz genussvoll abzustechen
Und rasch ahall-wärts zu befördern.

Soweit die Theorie. Doch ist mein Ziel
Daß man Euch „groß“ nach diesem Fechten nennt.
Denn, wär’s auch manchem Jungen noch zuviel
Ihr spielt so trefflich unser schönes Spiel:
Schlaraff'sches Feuer unter weißen Haaren brennt..

Der Weg zu uns ist weit und ist beschwerlich
Und führt durch dunklen Wald und finstre Nacht.
Drum werden die Duelle leider spärlich
Ein jeder in der Burg bekenne ehrlich:
Hätt’ er die Mühen dafür aufgebracht?

Doch was macht ihr? Ihr pfeift auf alle Mühen
Und auf den warmen Platz der Ofenbank!
Steigt auf das Ross, gen Gyssen heisst es ziehen.
Dort soll der Kampf mit Schwert und Geist erblühen
Denn dort harrt Hägar Ho-Tsch-Bumh zum Zank.

Dort schlagt Ihr zu, wisst Hiebe gut zu setzen
Stecht schnell und fest und Mann steht gegen Mann.
Wir wollen treffen, wenn auch nicht verletzen
Ich freu’ mich, kann ich meine Klinge wetzen
An Euch, der sie so fröhlich führen kann.

Ihr seid dem muntren Spiele treu geblieben
Als Jünger – nein, als Junger des Uhu
Man muss dies Kind im Manne einfach lieben
Grad, wenn im Kampfe hell die Funken stieben.
Euch, Ho-Tschi-Bumh, gilt deshalb mein Lulu.