Die Forderung: Hägar holt die Knute

Hägars Knute, gefürchtetes Erziehungsinstrument an der Gyssen-Junkertafel, war von der Reychsjugend Ob der Dill entführt worden.
Nach einem Austausch von mehr oder auch weniger freundlichen Sendboten zwischen Hägar und dem Reych Ob der Dill kam Hägar am 4. im Lenzmond, zur Calendaris-Ritter-Sippung, in die Oranierburg, um die Knute in Empfang zu nehmen und den Junkermeister – als Verantwortlichen für die Schandtat – zu fordern.
An der Junkertafel präsidierte an diesem Abend zufällig der ahnungslose Rt Wat-Mott.

Ich komme, meine Knute holen!
Sie wurde meuchlings mir gestohlen
Und liegt, obwohl sie gar nicht will
Hier in dem Reyche Ob der Dill.
Wohin, von Übermut geschürt,
Man sie vor Wochungen entführt.

Ein Junkermeister ohne Knute
Gleicht dem Trompeter ohne Tute.
Dem Thron, dem die Erleuchtung mangelt,
Dem Galgen, an dem niemand hangelt.
Dem fehlt das, was sein Ambt fundiert.
Er ist, mit einem Wort: kastriert.

Des Junkermeisters Ambt und Weihe
Ist, dass sein Nachwuchs gut gedeihe.
Wächst, fleissig lernt, sich sittsam führt,
Anstand und Liebe in sich spürt
Respekt bezeugt den Ambtspersonen,
(In sunders denen von den Thronen),
Doch auch vor andern, niedern Sassen
Lernt man, sie höflich einzulassen.
Vor allem aber darf nicht fehlen:
Der strenge Grundsatz, nicht zu stehlen!
Man lernt, dass Eigentum man achte,
Selbst bei Gelegenheit zu Nachte.
So hat’s die Jugend lernen müssen;
Zumindest bei uns Zu den Gyssen!

Ja, all das lehrt der Junkermeister,
Veredelnd so profane Geister.
Er formt dabei, mit seinem Schaffen,
Aus Zivilisten den Schlaraffen.
Doch oft tut er sich schwer, der Gute,
Und deshalb braucht er seine Knute,
Mit der er, was profan verstopft,
Mit Uhus Lehren aus ihm klopft:
Der Junker, den er so ertüchtigt
Liebt sehr den Meister, der ihn züchtigt.

Doch leider gibt es da Kollegen,
Die wandern auf ganz andern Wegen:
Da gibt es Kuschelpädagogen,
Die überspannen ihren Bogen
Von Lässigkeit und Toleranz.
Die Folge ist der Totentanz
Von Sitte, Anstand und Benehmen.
Ja, woher sollen die es nehmen,
Die von dem Junkermeister nicht
Gehört von Sitte, Anstand, Pflicht?
Das alles wird hier untergraben!
Und klauen tun sie, wie die Raben.

Wer, wie Teredo, Wattebäusche
Der Jugend wirft. Der Gute täusche
Sich nicht, was daraus werden wird:
Die Herde ist dann bald verirrt.
Die Jugend wird in Freiheit tollen
Und nur noch machen, was sie wollen.
Hilflos agiert dann der Adept:
Es fehlt ein schlüssiges Rezept.
Wer in der Stub’ sitzt alle Zeit,
Der weiß nichts von der Wirklichkeit.
Wer in der Theorie nur lebt
Der leicht auf falscher Höhe schwebt.
Teredo heiß ich: Bruchpiloten
Mit seinen weichen Schreibtischpfoten.

(Fällt vor Erregung ins Hessische)

Wer wunnert, andrerseits, sich da?
Denn Ob der Dill, des kennt man ja!
’s ist keiner da, der das nicht wüsste,
Des sinn hier alles Calviniste!
Die den Autoritäten spotten.
Es iss, wie bei den Hottentotten.
Mir Lutheraner habbe nun
Mit solche Leut nit gern zu tun.
Ich hör mein alte Parre sache:
Man sollt die Kerle all erschlache.
Mei Oma, fromm, verbot mir immer
Mit diese Heiden, aaner schlimmer,
Als wie der annere, zu spiele.
Sie hielt mich fest in ihre Pfühle
Und sacht: Spiel nit mit Schmuddelkinne,
Da steckt der Teufel selbst dahinne.
Dann liewer noch mit die Kathole
Mit die Papisten-Kapriole.

(Faßt sich und kehr zurück ins Hochdeutsche )

Ich hätte auf sie hören sollen,
Und nicht mit solchen Kerlen tollen!

Denn das Ergebnis sieht man hier:
Die Knuten klauten sie jüngst mir,
Wo sie in Lethe, und zwar reichlicht
Verwöhnt, verzärtelt und verweichlicht;
Dass sie – welch böse List dabei -
Danach nicht mehr zu brauchen sei.

Ich nehm’ sie wieder mit nach Gyssen.
Ins Trainingscamp wird sie wohl müssen
Und lernen, was in früh'ren Tagen
Sie konnte: Nämlich kräftig schlagen
Und wieder Nachwuchs zu erziehn.
Das macht wahrscheinlich große Mühn.
Doch irgendwie wird das schon laufen,
Kriegt sie erst Knappenblut zu saufen.

Und Hägar kann und wird sich mühen,
Die Jugend wieder zu erziehen:
Im alten Geist, in alter Frische,
Sitzt man erneut am Junkertische
Und lauscht dort, wie in früh’ren Tagen,
Dem, was der Meisters hat zu sagen.

Die Junkertafel Ob der Dill
Mag immer kommen, wann sie will.
Dass an der Junkertafel, ferne,
Sie von mir höre, fühle, lerne.
Ich liebe sie ja nun nicht minder.
Es sind doch schließlich alles Kinder.
Und Hiebe mit der Knute gibt
Man denen viele, die man liebt.

Teredo, dessen falsche Lehren
Die Jugend zu dem Tun verleiten
Kriegt Anlass, um sich zu bekehren.
Fortan auf dem rechtem Weg zu schreiten.
Doch da er fehlt, der Schwerenöter,
Trifft es halt seiner Stellvertreter:
Das ist der arme Freund Wat-Mott,
Der jetzt den ganzen Ärger hot.
Reu’n soll Teredos Tun ihn schwer:
Bringt mir den Handschuh für ihn her!