4. Hägars Vortrag beim Reutlinger Versöhnungsmahl

Ein kleines Knäpplein sagt zur Mama:
"Über eins muss ich mit dir reden:
Im Frühling sind ewig die Gyssener da
Und essen unsre Pasteten.

Mir hast du doch immer eingebläut,
Dass wir Schwabe nix gebet. Indesse.
Warum können dann diese Rittersleut
Auf unsere Koschte fresse?"

"Sehr komisch", sagt sie da zu dem Kind
"Dass immer wir zahlen müssen.
Warum wir da so unschwäbisch sind,
Würd ich wirklich gerne mal wissen."

Sie fragt, doch es findet sich keine Spur,
In der Reutlinger Ritter-Runde.
Einen uralten Fürsten findet man nur
Der murmelt aus zahnlosem Munde:

"In grauer Vorzeit, ganz lange schon her,
Als es Helden noch gab und Drachen,
Da nahte ein Gyssener Ritterheer
Die Achalmburg platt zu machen.

Man sagt, dass es damals ein Schlagzeug war,
Geraubt zu nächtlicher Stunde
Nach diesem suchte die Gyssen-Schar
Ob's mehr war, da fehlt die Kunde.

Man munkelt, dass dort gewesen sind
Mit Nautico, Hägar, viel Recken.
Auch Uff-Muck - vor dem tut jedes Kind
Sich noch heute vor Angst verstecken.

Man weiß, dass der Krieg rasch ein Ende fand,
Als man Gyssen einlud zu Essen
Da ließen die Recken Wüstung und Brand
Vor Moral und Kampf kommt das Fressen.

So sind, gibt der Frühling sein Kommen kund,
Mit ihm auch die Gyssen hernieden.
Taxfrei Pasteten zu Atzen ist Grund.
Dann halten sie weiter Frieden."

So gebet denn reichlich durch eueren Styx
Auch wenn euch das Nehmen mehr läge.
Angst geht halt vor Geiz. So krieget ihr nix.
Und auch von Gyssen nicht Schläge!

So wuchs ein Verschwendungs-Blümelein
Auf des Geizes schwäbischen Holz.
Und könnten die Helden jetzt bei uns sein
Sie wären darauf mächtig stolz.