gegen Freut-Mich (335 Wetiflar) zum 1.

Hägar ist traurig

Thema:
Der Ritterhelm lässt leicht sich tragen,
Hat man den Hägar erst erschlagen!

Hägar und Jk Fritz ritten während der Knappen- und Junkerzeit oft gemeinsam aus. Zum Ritterschlag erhielt der frischgebackene Rt Freut-Mich von Hägar den Handschuh überreicht
mit einer wohlgesetzten Forderung.

1. Streich

Drei lange Monde ist es nunmehr her,
Seit jener garst'ge Unhold, Freut-Mich ist -
Was sag ich "ist", müsst sagen "war" seine Name -
Mich so gereizt, dass ich den Handschuh warf.
Ihr habt heut' selbst gehört, wie er mich schmäht,
Wie damals, nach mir Dreck und Unrat warf,
Wie Schaum und Geifer seinem Mund entquellen
Und Wut die Züge ihm entgleisen lässt.
Ich nehm' es traurig, doch gelassen hin.
's ist nur die Pubertät des Ritterwerdens,
Das Lösen von dem väterlichen Hägar,
Dem Freund und Schützer jenes kleinen Fritz,
Der meint, kaum dass ihm nun ein Schwert verliehen,
(Was, wie man weiß, nur gnadenhalber war),
Er müsst' ein Denkmal von dem Sockel stürzen,
Dem früh'ren Freunde gar den Helmbusch kürzen.

Doch hört die Vorgeschichte:
Nachdem ich mit Junker Fritz im Gefolge über lange Jahrungen durch die Welt gezogen, war ich natürlich traurig, meinen getreuen und anhänglichen Junker Fritz in einen ungebärdigen Jungritter verwandelt zu sehen. Wer kennt nicht die unvergesslichen, lyrischen und schönen Verse, die unsere gemeinsamen Ausritte besangen:

So sah man uns gar oft, mit frohem Sinn,
Durch Nacht und Nebel durch die Reyche zieh'n.
Wir lebten in der schönsten aller Welten.
Floh'n so in mancher Nacht der Profanei
Und schwangen uns hinauf zu Sternenzelten.
Vorbei – vorbei!

Den Kummer, der mich deshalb fast verriss
Besiegte ich, indem ich ihm den Handschuh schmiss.
Drei Gründe gabs für's heutige Duell.
Ich nenn' sie schnell:

Ich war zum Erstens jenem gram und lass ihn büßen,
Der mir den Junker Fritz entriss, den Süßen.
Denn wer tritt dessen Platz an meiner Seite an?
Ein ruppiger, struppiger
raufender, saufender,
ausreitender, streitender junger Rittersmann.

Ich wollt ihm zweitens zeigen, dass die Welt voll arger List
Und dass dem besten Freunde nicht zu trauen ist.
Das heitre Lächeln Hägars war ihm noch im Sinn
Da warf er ihm auch schon den Handschuh hin.

Ich wollt' als drittes sehn, ob ich dem Nachwuchs stehe
Ob denn mein Schwert noch scharf, mein Hieb noch stramm.
Selbst wenn des Gegners Waffen wie ich sehe
Sind Unrat, Dreck und kübelweise Schlamm.

Fragen über Fragen,
Kaum zu tragen:
Warum ist die Welt so voll Kampfgetümmel?
Warum ist der Freut-Mich so ein Lümmel?
Warum kann nicht überall Friede sein?
Warum gibt es in dieser Burg so schlechten Wein?
Warum kommt der Schnee immer von Frau Holle?
Warum macht Quelling so lange Protokolle?
Warum lebt der hiesige Thron in Sauf und Braus?
Warum reitet der Junkermeister niemals aus?
Warum erfolgt der Einritt durch eine Schwertergasse?
Warum ist mein Gegenpaukant eine so trübe Tasse?
Warum ist die Banane krumm?
Warum ist der Freut-Mich so dumm?
Warum muss er mich duellieren?
Warum kann dem Fungierenden nichts passieren?
Warum haben viele Ritter schmutzige Kragen?
Warum stelle ich mir so viele Fragen?

Aber so bin ich halt: Hägar, der Philosoph, der Nachdenkliche. Als Raufbold von Neidern verschrien, im Inneren aber weich und voller Reichtum wie eine Goldmiene. Es wird behauptet, dass ich aus den Schädelkalotten meiner im Duell erschlagenen Gegner ein Service anfertigen ließ, aus dem ich mein Quell trinke. Das ist eine Verleumdung die jeder Grundlage entbehrt: Ich trinke niemals Quell, sondern nur und ausschließlich Lethe!

Aber wozu die vielen Worte? Das Thema lässt mir ohnehin keine Chance in diesem Duell. Deshalb nur ein melancholischer, philosophischer Schlussakkord:

Sofern ihr Tränen habt, beeilet Euch
Sie jetzo zu vergießen. Dieser Helm!
Ihr kennt ihn alle; oh, erinnert Euch
Das erste Mal, dass ihn der Hägar trug,
In seiner Burg, an einem Sommerabend.
Hier, schaut es, fuhr des Freut-Michs Dolch hinein.
Seht, welchen Riss der tück'sche Schurke machte!
Hier hieb der vielgeliebte Kampfgefährte durch
Und als er den verfluchten Stahl zurückzog,
Schaut her, wie ihm das Blut des Hägar folgte
Als stürzt es vor die Tür, um zu erfahren,
Ob wirklich Freut-Mich so unfreundlich klopfte.
Denn Freut-Mich, wie ihr wisst, war Hägars Engel.
Ihr Götter urteilt, wie ihn Hägar liebte!
Kein Stich von allen schmerzte so wie der.
Denn als der edle Hägar Freut-Mich sah
Warf Undank, stärker als Verräterwaffen
Ganz nieder ihn. Da brach sein großes Herz.
Die Waffe war es nicht, die Freut-Mich wie ein Stümper führt
Nicht rostiger und stumpfer Stahl an seiner Klinge,
Nicht seiner Jugend Kraft und Ungeschick.
Nichts, was im Kampfe selbst der Freche konnte,
Streckt Hägar nieder. Alles wehrt er ab,
Mit wen'gen müden Streichen seines Schwerts.
Doch Gift und böse List und Hintertücke,
Schlägt nicht den Leib, sein edles Herz jedoch in Stücke.
Doch niemals wird der Freche ihn erreichen!
Das war ein Hägar! Wann kommt seinesgleichen?

2. Streich

Wenn einer, der mit Mühe kaum
Gekrochen ist auf einen Baum
Schon glaubt, dass er ein Vogel wär -
So irrt sich der.

Und wenn ein junger Rittersmann
Kaum, dass sein Schwert er halten kann
Schon glaubt, sein Kopf wär' nicht mehr hohl -
Der irrt sich wohl.

Wenn einer, dessen Hirn wie Brei
Glaubt, dass er unbesiegbar sei
Und dass er Hägar schlagen wird -
Der irrt.

Wenn einer aber warnt und sacht,
Dass Hägar aus Dir Haschee macht,
In einem blutigen Gefecht -
Dann hat er Recht!

 

Erwiderung und Duellhieb von Freut-Mich