Pepp (276 Zu den Gyssen) zum 2.

Lethe statt Wasser!

Thema und Hintergrund:
Ein Freund hatte der Junkertafel eine gute Flasche mitgebracht, welche dieser mit erheblicher Verzögerung und nur auf inständiges Bitten vom Thron überlassen wurde. Junkermeister Hägar ließ ein Glas des Getränks dem Spender reichen. Daraufhin verlangte Hofnarr Rt Pepp auch ein Glas von dieser Lethe. Hägar ließ ihm durch den Knappen 146 ein Glas Wasser bringen, was – als schwerer Beleidigung - einen Handschuhwurf zur Folge hatte.

Der Thron hatte das Duell unter das Thema gestellt:
Willst du ein Duell vermeiden,
dann lass lauwarmes Wasser beiseiten!

Das Duell fand am 19. im Eismond a.U.148 statt.

Erster Hieb

Erschein' ich etwa krank und schwach,
Oder gar hilftsbedürftich?
Bin ich es, der so selten wach?
Bin ich's, der ständig irrt sich?

Propagier ich denn Abstinenz,
Brüll' ständig „Prohibition“?
Leid’ ich an geist’ger Inkontinenz,
erfleh' ich vom Thron Absolution?

Hab ich etwa Angst vor der Lücke,
die mich dereinst ersetzt,
wenn einmal durch Ohos Tücke
ein and’rer sein Stuhl besetzt?

Muss ich vorm Spott der Junker bangen
– vom Reych will ich hier gar nicht reden –
Kann ich Autorität dort nicht erlangen?
Ja, Hägar, dir hilft eins nur: beten, beten!

Ständig muss er auf den Locus,
wo ich Blitz auf Blitz verschieße!
Steht halt nicht so oft im Focus,
mag es nicht, dass Pepp den Ruhm genieße,

den er selbst in grau’ster Vorzeit mag genossen haben.
Aber, wenn er heute gähnt und stöhnt,
dreht sich einem wirklich um der Magen.
Da ist unser Reych von Pepp schon Besseres gewöhnt.

Weil er selber heute siech und matt,
und, statt Lethe nur Kamillentee verträgt,
ohne Krückstock zittert wie ein Espenblatt –
Hägar darum jetzt am Pepp’schen Image sägt.

Ungeniert er Wasser ihm kredenzt,
lauwarm war's und abgestanden!
Hätte er die Sippung doch geschwänzt!
Und, als größte seiner Schanden

Missbraucht er den jüngsten seiner Knappen,
wagt es nicht, mir selbst ins Aug’ zu schau'n,
lässt ein Knäpplein wassertragend zu mir tappen!
Hägar, dies' Verhalten ist ein Grau'n!

Ein Affront ist das, ganz ohnegleichen!
Will er Pepp als Wassertrinker schwächlich scheinen lassen?
Eines stimmt: das Wasser kann er mir nicht reichen
Soll ich ihn für diese Wahrheit etwa hassen?

Ja, die Galle kommt mir hoch, ganz bitter,
krampfen tun sich Darm mir und der Magen,
wenn ich sehe auf diesen alten Ritter,
der vielleicht mal groß in früh’ren Tagen.

Jetzt verdirbt er mir und euch den Abend,
wirr Gedankenmüll er sabbelnd stammelt.
Besser doch Hirnhygiene wagend –
aber dafür ist sein Schädel zu verrammelt.

Üble Laune er ganz gern verbreitet:
Unser armes Reych wird stets ganz still,
wenn sein Hörrohr wieder ihm entgleitet
und er jede Fexung zweimal hören will.

Andermals stört er Reych mit Schnarchen,
wenn er aufwacht, dann versteht er's nicht.
Ja, an unsrer Junkertafel liegt's im Ar(s)chen
Und ein jeder weiß, woran es liescht!

Die Demenz, statt geistiger Erbauung,
Alzheimer, sein wahrer Rittername.
Lebt von der Vergangenheit Verklärung,
als es "Hägar" hieß, und nicht "der Lahme!"

Psychologisch ist ja völlig klar:
In der Jugend als Schlaraffenwicht,
als er, Hägar, noch wer war
und der Pepp ein kleines Licht,

hat er unterdrückt und ausgebeutet
seinen Patensohn, den kleinen.
Der musst' immer springen, wenn er leutet.
Ach, wie oft und heimlich, tat ich weinen.

Heute ist es endlich umgekehrt
Hägar selbst muss endlich Wasser lassen.
Undder Ruhm bleibt Pepp nicht mehr verwehrt!
Hägar kann es selbst noch gar nicht fassen.

Aber Mitleid ist nicht angebracht:
Allzu oft hat dieser mich sekiert,
öffentlich zu oft und lautverlacht
und das alles völlig ungeniert!

Meine frühe, kindliche Neurose
Hab’ ich endlich närrisch überwunden.
Plötzlich bin ich, Pepp, die erste Soße,
und hab’ meine Rolle jetzt gefunden.

Drum lasst Hägar stänkern und auch nerven.
Schad' nur, dass die Junker drunter leiden.
Doch bald werd'n sie sich mit ihm verwerfen
Und sein Murren, seine Nähe, meiden.

Fährt er einstmals, einsam und verlassen,
Gruftwärts – falls ich ihn nicht heut’ erschlag
Ist’s zu spät, sich an den Kopf zu fassen
Und zu rufen: Pepp, ach, wie ich dich doch mag!

Zweiter Hieb

Ja, so ist er:
Unablässig schlägt er um sich.
Traurig macht es mich gar sehr,
schließlich mag ich Hägar – eigentlich.

Was war der Anlass für dieses Duell?
Ein Glas Wasser, das zur Unzeit mir gereicht,
kann mich verdrießen, ganz schnell.
Lethe von der Junkertafel hätt’ mich erweicht.

Das hätt’ ich als Freundschaftsdienst genommen.
Und nicht als Hohn und Spott wie er’s gemeint.
Doch hab’ ich die Botschaft recht vernommen?
Oder hat er mich sogar geleimt?

Wasser kann man lassen
Oder auch nicht.
Dann gilt’s die Prostata erfassen,
deren Gewebe dann zu dicht.

Da dieses Detail oft recht intim
Und Hägar nicht grad rüberlangen kann,
nutzt die Junkertafel er als Team,
zu prüfen, ob ich Wasser lassen kann.

Da ich nicht inkontinent wie er,
bliebt ich stets sitzen –
das bedrückte ihn dann sehr
und brachte ihn ins Schwitzen.

Bin ich nun krank?
Oder auch nicht?
Für diese Fürsorge sei Dank
Wär’ da nicht sein mürrisch Gesicht.

Nun ja, so könnt’ es auch gewesen sein,
wenn’s auch bedarf ner starken Autosuggestion.
Vielleicht hielt das Wasser er für Wein,
wollt’ es mir darbringen als Lohn?

Seine Knappen es hätten's sehen müssen,
und den Fehlgriff auch verhindern können.
Doch, wie'sBrauch im Reych zu den Gyssen:
Mögen sie die Lethe selbst sich gönnen.

Wollt’ er mich vielleicht gar nicht beleid'gen?
Denn das will Verstand und böse List.
Ließe sich die Sache doch berein'gen.
Wenn es wirklich so gewesen ist?

Denn wir lernen von den Nervenärzten:
Gute Sinne freu'n und mehr als miese,
nimmt man an, dass Gegner einfach scherzten,
lässt auch Hägar Spiel und kindlich' Wiese,

ignoriert dabei die bösen Hintersinne,
und entspannt sich selbst, wie die Gefäße –
Wird mir’s wurscht, was einst im Glase drinne.
Füll' er mir hinfort nur die Gemäße!

Ja, das wäre mir ein Wohlgefallen:
wäre Hägar nicht der Unterdrücker
von den Schwachen, hier in diesen Hallen,
sondern künftig Pepp-und Reychsbeglücker!

Sofort fühl ich mich auch wohl und gut.
Schön, dass wir drüber g'sprochen haben.
Schnell verraucht so meine ganze Wut.
Hägar soll mich einfach immer laben!

Lasst es künftig Brauch sein bei den Gyssen:
Narr und Junkermeister einig im Ehe.
's sei egal, wie oft sie danach müssen,
wenn man sie nur künftig friedvoll pinkeln seh!

Junker, Knappen, sorgt hinfort dafür:
Sollt' es Hägar wieder mal vergessen,
Oder flieh'n, vermeidend die Gebühr,
Soll er unbezahlt sich nicht verpessen.

Ein zum Rand gefülltes Glas Getränke
Wünscht der Hofnarr sich von nun, statt Späße.
Nimmt sie nicht von Hägar als Geschenke,
sondern nur als seines Stands gemäße.

Wenn mir Hägar das verspricht,
bin ich willig, zu vergeben,
Wo's an Lethe nicht gebricht
Füll' die Sippung ich mit Leben,

Was ihm selten noch gelingt,
Denn er sitzt kaum – wenn der Schlaf schon naht!
Der bleibt kurz. Da er nur Wasser trinkt,
treibt die Blase ihn alsbald zur Tat.

Geb' deshalb zu Kunde und zu wissen:
Künftig Friede, Freude, Eierkuchen:
Pepp, des Hägars Godel bei den Gyssen,
Wird hinfort kein' Streit mehr mit ihm suchen!


Erwiderung und Duellhieb von Hägar